Polen plant, Flüchtlingskinder separat zu unterrichten - Kritiker sprechen von "Erziehungsghettos"

Flüchtlingskinder sollen nach den Plänen der polnischen Politik, auf Wunsch regionaler Regierungen, direkt in ihren Unterkünften unterrichtet werden und nicht an öffentlichen Schulen. Eine polnische Zeitung kritisiert den Vorstoß, damit schaffe Polen "Erziehungsghettos".

Auf der Webseite des polnischen Innenministeriums wurden Pläne angekündigt, wonach Flüchtlingskinder auf Wunsch örtlicher Regierungen von dem Besuch öffentlicher Schulen abgehalten werden können und stattdessen an speziellen Schulen in Flüchtlingsunterkünften unterrichtet werden:

Einige der ausländischen Kinder lernen nichts, obwohl sie Schulen besuchen, sie haben im Vergleich zu ihren polnischen Kameraden Bildungslücken und Schwierigkeiten, die Lerninhalte aufzuholen. Diese Faktoren könnten einen negative und demotivierende Auswirkung nicht nur für die ausländischen Kinder, die nicht zur Schule gehen wollen, sondern auch für die polnischen Kinder haben. "

Derzeit befinden sich 890 Kinder in polnischen Flüchtlingsunterkünften. Die Mehrheit stammt aus Tschetschenien und ist muslimischen Glaubens. Die Ankündigung des Innenministeriums entspricht der Wahlkampagne der PiS-Partei von 2015, die sich gegen die Aufnahme muslimischer Flüchtlinge ausgesprochen hat.

Umfragen zufolge hat die Regierungspartei PiS derzeit einen Rückhalt von 40 Prozent in der Bevölkerung. In diesem Jahr finden Regionalwahlen statt und im nächsten Jahr landesweite Wahlen. Die polnische Zeitung Dziennik Gazeta Prawna nannte den Plan ein "Erziehungsghetto für Flüchtlinge". Nach Kritik ergänzte das Innenministerium den Vorschlag. Es ginge nicht darum, Kinder von Ausländern auszuschließen, sondern nur um unterstützende Hilfe bei der Vorbereitungsphase für Kinder, bevor diese eine öffentliche Schule besuchen.

Mehr zum Thema - EU-Haushalt nach Ende 2020: Kanzlerin Merkels Forderung sorgt für gespaltene Reaktionen