Die Ukraine verhandelt derzeit mit verschiedenen Fußballverbänden und Fan-Organisationen über einen möglichen Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland im Sommer 2018. Das hat der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin im Rahmen der jährlichen Pressekonferenz eingeräumt, die der Jahresbilanz der ukrainischen Außenpolitik gewidmet war.
Wir können es nun öffentlich zugeben: Die Ukraine führt Gespräche mit verschiedenen Fußballverbänden und Fan-Gemeinden über die Möglichkeit eines Boykotts der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland: Man sollte entweder diese Meisterschaft boykottieren oder politische Statements während des Russland-Aufenthalts abgeben", sagte Klimkin.
Das kann durchaus stimmen. Ukrainische Botschafter in vielen westlichen Staaten betreiben einen offensiven diplomatischen Stil und können schon einiges an Erfahrung im Zusammenhang mit verschiedenen Blockade- und Boykottveranstaltungen vorweisen. Auch organisierte Schelte gegen manche Politiker, Unternehmen oder Künstler, sollten diese zu freundlich gegenüber Russland sein oder beispielweise auf die Krim reisen, gehört zum Arsenal dieser Politik.
Klimkin drohte auch deutschen Konzernen
Wie das funktioniert, hat sich auch schon an mehreren Fällen gezeigt, die das deutsch-ukrainische Verhältnis betreffen:
Auch jetzt gibt es Unternehmen wie Volkswagen oder Adidas, die es ihren Retailern erlauben, die Krim dem Territorium Russlands hinzuzuzählen. Wir werden sie ganz bestimmt erreichen - nicht nur mit politischen, sondern auch mit juristischen Methoden", so Klimkin beim Treffen mit seinem deutschen Kollegen Sigmar Gabriel Anfang Januar in Kiew.
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Schlagzeiten machten auch Hetz-Tweets des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrei Melnick, gegen die deutsche Band Scooter, nachdem diese auf einem Pop-Festival auf der Halbinsel Krim aufgetreten war, oder Eskapaden des ukrainischen PACE-Vertreters Alexei Gontscharenko in Berlin. Mit der Spray-Aufschrift "Nein!" auf der Berliner Mauer äußerte dieser seine Unzufriedenheit mit dem Standpunkt des deutschen Chefdiplomaten in der Ukraine, Ernst Reichel, in der Donbass-Frage.
Der Boykott-Vorschlag ist in der Ukraine jedoch selbst umstritten. So wandte sich der Präsident des Charkower Klubs "Metallist-1925" im Dezember gegen den drohenden Fernsehboykott der Weltmeisterschaft mit der Begründung, die Bürger des Landes müssten die Möglichkeit haben, das Turnier zu sehen.
Rebecca Harms darf nicht fehlen
Außerhalb des Landes können die Ukrainer sich auf Politiker wie die grüne Europa-Abgeordnete Rebecca Harms verlassen. Bereits im Dezember forderte sie deutsche Politiker dazu auf, das bevorstehende Fußball-Turnier nicht mit ihrer Teilnahme zu würdigen. Sie sollten sich ein Beispiel an dem früheren deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck und dessen Boykott der Olympischen Spiele in Sotschi 2014 nehmen und "keine Bühne für den Autokraten Putin" bereiten.
Er wähnt sich in Strahlen des Ruhms in Anwesenheit der ausländischen Gästen und setzt seine antidemokratische Politik fort", klagt Harms.