Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ist der ermordete serbische Kosovo-Politiker Oliver Ivanović in der serbischen Hauptstadt Belgrad beigesetzt worden. Mehrere Tausend Menschen und Serbiens Ministerpräsidentin Ana Brnabić nahmen an der Beerdigung am Donnerstag teil. Obwohl sich der Politiker Zeit seines Lebens stets dafür eingesetzt hatte, dass die Serben im Kosovo bleiben und dort leben, entschied sich seine Familie, ihn in Belgrad beizusetzen. Laut serbischen Medien werde auch seine Frau mit den drei Kindern die abtrünnige serbische Provinz verlassen und in die serbische Hauptstadt umziehen.
Oliver Ivanović war am Dienstag im nördlichen Teil von Kosovska Mitrovica von Unbekannten erschossen worden. Inzwischen wurde bekannt, dass der Politiker von sechs Kugeln in den Rücken getroffen wurde. Der Täter benutzte die Pistole Zastava CZ-99 als Waffe. Es gibt immer noch keine Verdächtigen, über mögliche Hintergründe des Mordes am Vorsitzenden der Bürgerinitiative „Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit“ wird nur spekuliert. Albanische Politiker behaupten, die Attentäter hatten zum Ziel, den Kosovo als instabiles Land darzustellen. Serbische Funktionäre sehen wiederum darin einen Angriff auf die gesamte in der Provinz noch lebende serbische Bevölkerung. Es gibt aber auch Stimmen, die in der Tat einen Mafia-Hintergrund vermuten.
10.000 Euro Belohnung für Hinweise
Die serbischen Medien berichten, dass das Auto, aus dem auf den 64-jährigen Politiker Dienstag früh vor Büroräumen seiner Partei geschossen wurde, einem verstorbenen 70-jährigen Österreicher, serbischer Abstammung, gehören soll. Die Polizei im Kosovo ließ unterdessen wissen, dass die Identität jener Person festgestellt worden sei, die 2017 den Wagen gekauft habe. Es würde sich um eine Person handeln, die sich in Serbien aufhalte, hieß es. Auch habe sich der Wagen zwischen 2009 und 2017 im Besitz von Personen in Serbien befunden. Der Polizeisprecher im nördlichen Teil von Kosovska Mitrovica, Besim Hoti, konnte allerdings nicht sagen, ob es sich um Serben oder Albaner gehandelt habe. Der Opel Astra war nach Polizeiangaben 1994 von einem Österreicher serbischer Abstammung gekauft worden, der allerdings vor geraumer Zeit gestorben ist.
Die Kosovo-Polizei soll eine Belohnung von 10.000 Euro für Hinweise ausgelobt haben, die zur Lösung des Falls führen. Der Leiter der Staatsanwaltschaft in Kosovska Mitrovica teilte auch mit, dass zwei Staatsanwälte die Ermittlungen leiten werden – ein kosovarischer Serbe und ein Kosovo-Albaner.
Serbiens Behörden haben die Entscheidung des Kosovo heftig kritisiert, dass serbische Ermittler nicht in die Bemühungen um die Aufklärung des Mordanschlags eingebunden werden. Dass Pristina die Zusammenarbeit ablehne, zeige nur, dass kein Wille vorhanden sei, die Täter zu finden und zu bestrafen, so Serbiens Innenminister Nebojša Stefanović. Der kosovarische Premierminister Ramush Haradinaj hatte erklärt, dass für die Untersuchung des Mordangriffs auf den serbischen Politiker nur kosovarische Ermittler zuständig seien. Ein Austausch von Informationen mit serbischen Behörden wäre allerdings willkommen. Belgrad hatte nach dem Mord an Ivanović von der EU-Rechtsstaatsmission EULEX und der UNMIK gefordert, an den Ermittlungen teilzunehmen.
Dialog zur Verbesserung der Beziehungen wird fortgesetzt
Der serbische Präsident Aleksandar Vučić wird an diesem Wochenende den Kosovo besuchen. Welche Städte genau wurde nicht mitgeteilt. Er wolle sich unter anderem mit dort noch lebenden Serben treffen, hieß es in der Pressestelle.
Das Attentat auf den serbischen Kosovo-Politiker sorgt für politische Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo. Nach monatelanger Pause hätten am Dienstag erstmals wieder Gespräche in Brüssel zur Normalisierung der Beziehungen stattfinden sollen. Die Belgrader Regierungsdelegation unterbrach nach dem Mord aus Protest die Gespräche. Eine EU-Sprecherin sagte am Donnerstag, die Staatschefs Serbiens und des Kosovos hätten sich am Mittwoch auf eine Fortsetzung des Dialogs geeinigt. Im Norden des Kosovo leben rund 40.000 bis 50.000 Serben. 2013 stimmten beide Seiten einem von der EU vermittelten Dialog zur Verbesserung der Beziehungen zu.
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