Anders Thornberg, Chef des schwedischen Inlandsgeheimdienstes Säpo, äußerte sich gegenüber dem schwedischen Aftonbladet zur Sicherheitsgefahr. Seit 2010 gilt eine erhöhte Sicherheitswarnstufe in Schweden. Festgelegt wird die Stufe der Terrorgefahr durch das nationale Zentrum für Terrorbewertung "Nationellt centrum för terrorhotbedömning" (NST). Für 2018 wird die Terrorgefahr unverändert bleiben.
Die Zahl der Rückkehrer nach Schweden, die sich dem Kampf des IS in Syrien und dem Irak angeschlossen hatten, sei stark zurückgegangen, so Thornberg:
Es gab vorher viel mehr und sie reisten hin und her. Aber noch immer haben wir über 100 Leute in Syrien und im Irak. Es gab auch einige die dort umkamen und zwischen 140 bis 150 Personen, die zurückkamen. Wir beobachten dies und verschaffen uns einen Überblick, wie die Lage in Syrien und im Irak ist und ob es dort irgendwelche Hinweise gibt, dass Schweden zum (Angriffs-)Ziel wird, oder die sich gegen schwedische Interessen richten.
Die Rückkehrer beobachte die Säpo sehr genau:
Es werden Ermittlungen eingeleitet und wir beschatten sie. Wenn sie wegen anderer Vergehen auffällig werden, schaltet sich die Polizei ein. Personen, die sich von der radikalen Ideologie lossagen wollen, werden an Sozialeinrichtungen weitergereicht, damit sie einen Weg zurück in die Gesellschaft finden.
Thronberg warnt vor einer hausgemachten Gefahr:
Einen Zuwachs (an Extremisten) gibt es die ganze Zeit. Es sind nicht nur die Reisenden, um die es geht, sondern Menschen die sich selbst radikalisieren, Menschen die in unserem Land bleiben und mit einfachen Dingen, wie einem Messer, oder einem Fahrzeug, einen terroristischen Anschlag begehen.
Ein neuer Bericht aus Schweden beleuchtet die Wege der Selbstradikalisierung. Als Grund für den Weg in den Extremismus innerhalb Schwedens wird ein "destruktives Umfeld" genannt. Hierzu wurden 55 Minderjährige befragt, die sich einer terroristischen Gruppe angeschlossen haben, oder jemanden aus ihrem Umfeld kennen, der sich radikalisierte, oder in einer Umgebung leben, in der viele mit extremistischen Organisationen sympathisieren. "Das Leben mit Gewalt und Kriminalität ist sicherlich ein Grund, aber auch die Ausgrenzung, Rassismus und keine Perspektive", so Anna Karin Hildingson Boqvist, Sozialarbeiterin für Kinder. Die Kinder in dem Bericht beschreiben ihren Alltag, in dem brennende Autos, Schießereien, Bandenkriege und Drogen Normalität sind. Der Weg in die Radikalität ist der Wunsch nach einem anderen Leben, nicht nach dem Tod, so Boqvist. Sozialeinrichtungen und Schulen müssten sich mehr engagieren.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, fordert der Säpo-Chef alle "guten Kräfte" der schwedischen Gesellschaft auf zusammenzuarbeiten. Vor zwei Wochen eröffnete ein neues Zentrum gegen Extremismus.