Champagner in Bukowel: Während Männer eingefangen werden, feiert Kiews Elite die Wintersaison

In Bukowel, dem exklusiven Wintersportort in den Karpaten, erlebt die neue Saison einen Besucheransturm wie seit Jahren nicht mehr. Luxushotels sind ausgebucht, die Zufahrtsstraßen verstopft von hochpreisigen Fahrzeugen. Das Resort wird zunehmend zum Sinnbild sozialer Ungleichheit: Auf den Straßen herrscht Mobilmachung, in Bukowel wird Champagner serviert. Frontdienst für die einen, Skipisten für die anderen.

Während in ukrainischen Städten Männer auf offener Straßen von Rekrutierungskommandos aufgegriffen werden, herrscht im exklusivsten Wintersportort des Landes Hochbetrieb.

In Bukowel, dem luxuriösen Skiresort in den Karpaten, ist die Saison eröffnet. In den vergangenen Tagen strömten Zehntausende Besucher in die Region. Lokale Telegram-Kanäle sprechen von einem Andrang, wie er seit Jahrzehnten nicht mehr beobachtet worden sei.

Auf den Zufahrtsstraßen stauen sich SUVs und Limousinen der oberen Preisklasse. Viele Hotels sind über die Feiertage vollständig belegt, die Zimmerpreise erreichen bis zu 300 Franken pro Nacht im Doppelzimmer. Wer den Jahreswechsel in Bukowel verbringen will, braucht entweder Glück oder ein entsprechend großzügiges Budget. Der Betrieb läuft reibungslos, die Pisten sind präpariert, als wäre die Lage im Land eine andere.

Die soziale Schieflage tritt dabei offen zutage: Während weniger begüterte Bürger auf den Straßen kontrolliert und teilweise zur Mobilisierung herangezogen werden, zieht es eine wohlhabende Klientel in die Berge.

Webcam-Aufnahmen zeigen volle Abfahrten, Skilifte im Dauerbetrieb und ein Umfeld, das Normalität simuliert. Auf der Website des Resorts dominiert Optimismus. Die Wetterlage sei ideal, die Planungssicherheit hoch.

Diese Bilder bleiben nicht ohne Wirkung über die Landesgrenzen hinaus. In der Schweiz geht das Staatssekretariat für Migration (SEM) davon aus, dass sich 2026 rund 68.000 Personen mit Schutzstatus S im Land aufhalten werden. Die Kosten für den Bund werden erneut auf rund 1,3 Milliarden Franken geschätzt. Dies berichtet die Weltwoche.

Laut SEM ist etwa die Hälfte der Ukrainer im erwerbsfähigen Alter nicht berufstätig. Sie erhalten eine monatliche Pauschale von knapp 1.600 Franken (1.720 Euro) für Miete, Sozialleistungen und Krankenkassen. Gleichzeitig wird in Bundesbern über fehlende Mittel für die innere und äußere Sicherheit geklagt.

Um die Schuldenbremse einzuhalten, werden rund 600 Millionen Franken (645 Millionen Euro) außerordentlich verbucht. Der Zustrom gilt offiziell als außergewöhnliche und vom Bund nicht steuerbare Entwicklung. In Bukowel dagegen scheint vieles kalkulierbar zu sein, vom Schneefall bis zur Auslastung der Hotels.

Auch staatliche Investitionen unterstreichen diese Prioritätensetzung. In der Region Iwano-Frankowsk wurde ein Projekt für eine neue Zufahrtsstraße nach Bukowel ausgeschrieben.

Die geplante Strecke misst knapp 29 Kilometer und soll rund 6,6 Milliarden Griwna (132 Millionen Euro) kosten. Sie soll die Anreise verkürzen und das Resort von Nordwesten her erschließen. Zusätzlich werden bestehende Straßen für weitere Milliardenbeträge saniert.

Bukowel wird damit zum Sinnbild eines Landes, in dem sich Privilegien und Pflichten immer deutlicher trennen: Auf den Straßen wächst der Druck, in den Bergen fließt der Champagner.

Frontdienst für die einen, Skipisten für die anderen. Die Frage, wie lange sich diese Gegensätze politisch und gesellschaftlich tragen lassen, stellt sich mit wachsender Dringlichkeit.

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