Gazprom: EU-Gasverbrauch an Weihnachten brach alle Rekorde

Das russische Unternehmen warnt, dass die bereits verringerten Vorräte noch vor dem Ende der Heizsaison ausgehen könnten. Die Speicherfüllstände sind deutlich niedriger als in den letzten Jahren. Möglicherweise werden sie den Bedarf nicht decken.

Nach Angaben des Gasversorgungsunternehmens Gazprom hat die EU am ersten Weihnachtsfeiertag Rekordmengen an Gas aus den unterirdischen Speichern entnommen. Angesichts der niedrigen Reserven warnte Gazprom daher, dass die Versorgung der Verbraucher vorzeitig enden könnte.

Am 25. Dezember 2025 hatte Europa noch 66,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas in den Speichern – 9,9 Milliarden Kubikmeter weniger als im vergangenen Jahr, schrieb die Firma am Samstag in einer Nachricht auf Telegram und verwies dabei auf Berechnungen auf Grundlage der Daten von Gas-Infrastruktur Europa (GIE). In diesem Winter stiegen die Entnahmen schneller als in der letzten Heizperiode. Trotz der Feiertagsruhe, in der üblicherweise die Nachfrage nachlässt, waren die Entnahmen am 24. und 25. Dezember die höchsten, die je an diesen Tagen gemessen wurden.

Deutsche Erdgaslager waren am Weihnachtstag nur noch bei 59,8 Prozent ihrer Kapazität, ein Niveau, das im vergangenen Jahr erst Ende Januar erreicht wurde. In den Niederlanden fielen die Reserven auf 52,5 Prozent. Die beiden Länder sind in Europa nach der Lagerkapazität das größte und das drittgrößte.

Gazprom beschrieb die Lage in den baltischen Ländern als "besonders herausfordernd". Inkulns, das einzige unterirdische Erdgaslager in der ganzen Region, verfügte am 25. Dezember nur noch über 49,5 Prozent seiner Kapazität.

Im vergangenen Jahr gab es ein derartiges Niveau erst Mitte Februar. Mit noch zwei bevorstehenden Wintermonaten könnten die Entnahmen bis tief in den Frühling weitergehen – so wie letztes Jahr bis Mitte April – und die Gefahr erhöhen, dass die Vorräte erschöpft sind, ehe die Heizsaison endet, so das Unternehmen.

"Unzureichende Gasreserven in den unterirdischen Lagerstätten könnten eine ernsthafte Herausforderung darstellen, den Kunden verlässlich Gas zu liefern", warnte Gazprom.

Die EU hat ihre Importe russischer Energierohstoffe, die einst 40 Prozent ihres Bedarfs deckten, seit der Einführung von Sanktionen gegen Moskau wegen der Eskalation des Ukraine-Konflikts 2022 massiv verringert. Unter dem EU-Plan "RePower" zielt Brüssel nun darauf, russische Energieimporte bis 2028 komplett zu beenden. Dieses Vorhaben traf jedoch auf den Widerstand einiger Mitgliedsländer. Ungarn warnte, der Plan werde wirtschaftliche Schäden verursachen und die Preise nach oben treiben, die Slowakei und Österreich streben nach Ausnahmen oder Verzögerungen, und Industrieunternehmen klagen, dieser Schritt werde die Preise in die Höhe treiben und die Wettbewerbsfähigkeit untergraben.

Moskau nannte die Sanktionen immer einen selbst zugefügten wirtschaftlichen Schaden, verwies auf jahrelange Preisanstiege, und merkte an, die EU opfere aus politischen Gründen den Zugang zu günstiger Energie. Russische Vertreter warnen, dass die EU, selbst wenn die direkten Importe enden, gezwungen wäre, sich auf teurere Alternativen zu verlassen oder auf indirekte Lieferungen über Zwischenhändler.

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