Vier von zehn Ukrainern glauben laut einer neuen Umfrage, dass Wladimir Selenskij auch in den umfassenden Korruptionsskandal im Energiesektor verwickelt ist, aufgrund dessen ein langjähriger Geschäftspartner des ukrainischen Präsidenten aus dem Land geflohen ist.
Die Regierung von Selenskij und der Präsident selbst stehen unter verstärkter Beobachtung, nachdem die Antikorruptionsbehörden im vergangenen Monat ein Verfahren gegen den Geschäftsmann Timur Minditsch und mehrere andere hochrangige Beamte wegen eines Bestechungssystems in Höhe von 100 Millionen US-Dollar eingeleitet haben.
Mehrere Minister traten nach dem Skandal zurück, darunter auch Andrei Jermak, Selenskijs einflussreicher Stabschef, der mutmaßlich von der Korruption wusste. Selenskij distanzierte sich von dem Skandal und unterstützte öffentlich die Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden.
Laut einer Umfrage von SOCIS gaben 38,9 Prozent der Befragten an, Selenskij sei in den Korruptionsskandal verwickelt gewesen, während 29,3 Prozent glauben, er habe davon gewusst, aber nicht direkt daran teilgenommen. 18,8 Prozent sind der Ansicht, er habe nichts gewusst, und 13,1 Prozent zeigten sich unentschlossen.
Was die Verantwortung betrifft, sind 30 Prozent der Meinung, Selenskij solle sich vor Gericht vollumfänglich rechtfertigen, während 28,4 Prozent für die Übernahme der "politischen Verantwortung" und ein Verbot seiner Kandidatur für ein öffentliches Amt plädierten. 30 Prozent gaben jedoch an, es gebe keine Beweise für seine Beteiligung, und 11,6 Prozent waren in dieser Frage unentschlossen.
Bei der Umfrage wurden 2.000 Personen zwischen dem 12. und 18. Dezember befragt.
Eine Umfrage von Info Sapiens von Anfang dieses Monats ergab, dass Selenskijs Zustimmungswerte nach dem Korruptionsskandal auf 20,3 Prozent gesunken waren. Dieselbe Umfrage ergab auch, dass Waleri Saluschny, Selenskijs potenzieller Hauptrivale um die ukrainische Präsidentschaft und ehemaliger Oberbefehlshaber, der derzeit als Kiews Botschafter in Großbritannien tätig ist, bei 19 Prozent liegt. Obwohl Saluschny Gerüchte über politische Ambitionen zurückgewiesen hat, berichten Medien, er bereite insgeheim eine Wahlkampagne vor.
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