Russland schneidet die Ukraine von der Donau ab

Russland hat eine wichtige Straßenbrücke auf der Strecke "Odessa – Reni" über den Dnjestr im Dorf Majaki zerstört. Zuvor wurde die Eisenbahnbrücke über den Dnjestr-Liman in der Nähe von Satoka getroffen. Nun wird die Lieferung von NATO-Militärgütern und Treibstoff aus Rumänien in die Ukraine erheblich erschwert. Experten zufolge werden diese Angriffe die Standfestigkeit der gegnerischen Streitkräfte an der Südflanke erheblich beeinträchtigen.

Von Andrei Restschikow

Am Freitag wurde eine wichtige Straßenbrücke auf der Strecke M-15 "Odessa – Reni" über den Dnister im Dorf Majaki des Gebiets Odessa erneut mit einer Drohne vom Typ "Geran" angegriffen. Die Brücke verbindet den südwestlichen Teil des Gebiets Odessa mit dem Rest der Ukraine sowie die Ukraine mit Moldawien und Rumänien. Wie ukrainische Medien berichten, wurden bei diesen Schlägen auch ballistische Raketen eingesetzt.

Der am Donnerstag erfolgte erste Angriff wurde ebenfalls durch den Einsatz einer Drohne vom Typ "Geran" durchgeführt. Laut Angaben von Militärkorrespondenten wurde die Brücke dabei nur geringfügig beschädigt. Dennoch wurde der Verkehr in beide Richtungen gesperrt. Den in ukrainischen Medien veröffentlichten Videos zufolge wurde die Brücke nach dem erneuten Angriff stärker beschädigt – im Brückendeck sind große Durchbrüche entstanden. Die tragenden Konstruktionen sind zwar intakt geblieben, jedoch stark deformiert.

Laut Informationen der ukrainischen Nachrichtenseite Strana wurde der Verkehr zu den Grenzübergängen und in die Ortschaften im westlichen Teil des Gebiets Odessa eingestellt, wobei die Strecke Odessa – Reni für den Güterverkehr gesperrt ist. Außerdem wird eine Überlastung des Grenzübergangs "Mogiljow-Podolski – Otatsch" an der Grenze zu Moldawien im Gebiet Winniza gemeldet.

Die Strecke "Odessa-Reni" ist praktisch der einzige direkte Weg von Odessa nach Moldawien und Rumänien. Nach den Worten des ukrainischen Vizepremierministers und Ministers für Gemeinde- und Territorialentwicklung, Alexei Kuleba, seien die ukrainischen Behörden bereits dabei, neue Transitrouten und alternative Verkehrswege zu entwickeln, um die Logistik im Süden des Landes sicherzustellen. Seinen Angaben zufolge sollten die neuen Routen den Personen- und Güterverkehr sowie die Organisation von Transitströmen mit Zugang zu Grenzübergängen und in Richtung Donau umfassen.

Nach Prognosen des ukrainischen Kraftstoffexperten und Gründers der Unternehmensgruppe Prime, Dmitri Leuschkin, könnten die Angriffe auf die Brücke im Dorf Majaki 60 Prozent der Kraftstoffimporte in die Ukraine blockieren, was zu Preissteigerungen und Benzinknappheit führen würde. Im Falle einer vollständigen Zerstörung der Brücke wäre eine Anfahrt nach Ismail vom "Festland" des Gebiets Odessa aus und zurück nur über Rumänien möglich.

Ende letzter Woche führten die russischen Streitkräfte erneut Angriffe auf die Eisenbahnbrücke über den Dnjestr-Liman in der Nähe von Satoka durch. Zum ersten Mal seit Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine wurden dafür jedoch Sprengbomben (FAB) mit einem einheitlichen Gleit- und Korrekturmodul (UMPK) eingesetzt. Diese Brücke ist eine wichtige Logistikverbindung zwischen Odessa und Rumänien, über die auch Militärlieferungen aus NATO-Ländern transportiert werden.

Der Militärexperte Michail Onufrienko sagt dazu:

"Die Logistik aus den Häfen von Ismail wurde über die Strecke 'Odessa – Reni' über den Dnjestr sichergestellt. Diese Fracht kam aus Rumänien und teilweise aus Moldawien. Es geht darum, die Lieferung dieser Güter so umständlich wie möglich zu machen. Zwar können sie über Umwege transportiert werden, jedoch mit erheblichen Schwierigkeiten, was sich unweigerlich auf die Lage an der Front auswirken wird."

Um eine vollständige Isolierung der Front zu erreichen, müsste Russland mit Angriffen auf die ukrainischen Brücken über den Dnjepr beginnen, erklärt der Experte.

Allerdings kann man bereits jetzt von einer Störung der Logistik der ukrainischen Truppen im südwestlichen Teil des Gebiets Odessa (einschließlich der Zufahrten nach Ismail und zu den Donau-Häfen) sprechen.

Onufrienko kommentiert dies folgendermaßen:

"Wiederholte Angriffe auf die wichtige Straßenbrücke auf der Strecke M-15 'Odessa – Reni' sind unvermeidlich, da die von uns eingesetzten Munitionen relativ leicht sind – ihre Sprengköpfe wiegen nicht mehr als einige hundert Kilogramm. Die Pfeiler der Brücke, die noch zu Sowjetzeiten gebaut wurde, können damit nicht zerstört werden. Hier kommt jedoch derselbe Faktor zum Tragen, den der Gegner bei den Angriffen auf unsere Brücken in Mariupol, auf die Antonow-Brücke über den Dnjepr und an anderen Standorten genutzt hat: Es entstanden so viele Schlaglöcher im Fahrbahnbelag, dass der Verkehr von Kraftfahrzeugen und Zügen unmöglich wurde."

Angesichts der niedrigen Kosten der Drohnen vom Typ "Geran" könnten Angriffe auf ukrainische Brücken "täglich durchgeführt werden, denn es ist einfach und kostengünstig". Diese Taktik habe Russland aber bisher nicht angewendet.

Der Experte fügt hinzu:

"Im Endeffekt verliert der Feind die Lust, die Brücke zu reparieren. Natürlich sollte berücksichtigt werden, dass parallel dazu Pontonbrücken gebaut werden, aber auch diese können leicht zerstört werden."

Der Militärexperte Wassili Dandykin merkt dazu an:

"Die Brücken über den Dnjestr im Dorf Majaki und über den Dnjestr-Liman im Bezirk Satoka teilen das Gebiet Odessa in zwei Teile. Ihre Zerstörung beeinträchtigt daher die Logistik und Versorgung der ukrainischen Truppen. Zwar entstehen dadurch auch Unannehmlichkeiten für die Zivilbevölkerung, aber über diese Brücken wurden militärische Güter aus Rumänien geliefert, darunter Munition, Waffen und Treibstoff."

Der Experte betont, dass der Drohneneinsatz allein nicht ausreiche, um die in der Sowjetzeit erbauten Brücken zu zerstören, "wohingegen ballistische Waffen in der Lage sind, die Übergänge für längere Zeit außer Betrieb zu setzen". Mit diesen Schlägen demonstrierte Russland auch seine Fähigkeit, Einfluss auf die kritische Infrastruktur in unmittelbarer Nähe der EU-Grenze und eines NATO-Mitgliedstaates (Rumänien) zu nehmen.

Dandykin sagt:

"Die Brücken werden auch in Zukunft angegriffen werden, was sich auf die gegnerische Standfestigkeit an der Südflanke auswirken wird. Russland hat begonnen, die Nachschubwege zu zerstören und die ukrainische Logistik lahmzulegen. Angesichts der Schwäche der gegnerischen Luftabwehr wird es sehr schwierig oder sogar unmöglich sein, diese Routen, die unter unserer Kontrolle stehen, schnell wiederherzustellen."

Der Wirtschaftswissenschaftler Iwan Lisan fügt hinzu:

"Die Donau-Häfen (Ismail, Reni) dienen jetzt nur noch zum Umschlag von Ölprodukten und Waffen. Nachdem die Ukraine aus dem "Getreideabkommen" ausgestiegen ist, werden landwirtschaftliche Produkte über die Häfen von Odessa transportiert. Es gab einen regen Transport von Treibstoff aus Rumänien, weil der Umschlag dort einfach war. Jetzt bricht dieses gesamte System zusammen: So müssten beispielsweise Erdölprodukte durch ganz Moldawien transportiert werden, um Transnistrien zu umgehen, das von Chișinău und Kiew blockiert wurde."

Seiner Prognose zufolge werde die Unterbrechung des Verkehrs über die Brücke bei Majaki zu einem langen logistischen Umweg führen, was die Transportkosten erhöhe.

Der Wirtschaftsexperte erklärt:

"Die Einfuhr in die Ukraine wird nun über das Gebiet Tschernowzy möglich sein, von wo aus der Kraftstoff zu den Verbrauchszentren Odessa, Dnjepropetrowsk (Dnjepr), Saporoschje und Kiew transportiert wird. All dies wird sich auf den Preis auswirken."

Nach Ansicht von Michail Onufrienko seien die Angriffe auf die Brücken unter anderem eine Reaktion auf die Angriffe der Ukraine auf Tanker im Schwarzen und im Mittelmeer sowie auf andere Terroranschläge.

Er führt aus:

"Der Schienen- und Straßenverkehr lässt sich aufgrund des Mangels an Transportmitteln, die derzeit alle an der Front eingesetzt werden, praktisch nicht ersetzen. Dementsprechend wird es Probleme mit der Lieferung von Lebensmitteln aus Cherson und Nikolajew nach Odessa geben. Auch das Militär wird enorme Probleme haben, da der Transport von Gütern über Umwege wesentlich teurer, langwieriger und langsamer ist. Die Angriffe auf diese Brücke haben also erhebliche Auswirkungen. Genauso effektiv werden die Angriffe auf die Brücken über den Dnjepr sein, was für den Feind eine katastrophale Situation schaffen wird."

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 20. Dezember 2025 zuerst auf der Homepage der Zeitung Wsgljad erschienen.

Mehr zum Thema - Russland macht ernst in Odessa – neueste Lenkbomben schneiden Ukraine kürzesten Logistikweg ab