Die niederländische Zeitung Trouw, mit einer Auflage von knapp 100.000 Exemplaren eine kleinere der überregionalen Zeitungen, hat insgesamt 60 Vorfälle mit Drohnen in Europa untersucht und ist zu dem Schluss gekommen: "Viel Panik und wenig Beweise".
Dabei beginnt "wenig Beweise" schon mit der Frage, ob es sich überhaupt um Drohnen gehandelt hat. So entpuppte sich der angebliche Drohnenvorfall am belgischen Flughafen Brüssel-Zaventem am 4. November, wegen dem der Flughafen zweimal gesperrt wurde, als etwas völlig anderes: "Zwei Wochen später erwies sich, dass das fliegende Objekt auf den Bildern gar keine Drohne war. Es war ein Polizeihubschrauber." Und Zaventem ist noch ein Vorfall, von dem es zumindest Bilder gab. In zwei weiteren Fällen in Belgien handelte es sich nochmals um einen Polizeihubschrauber und um eine landende DHL-Frachtmaschine.
Trouw hat insgesamt 60 Vorfälle in elf verschiedenen europäischen Ländern untersucht, die im Verlauf der vergangenen drei Monate stattfanden. In 40 davon ist noch nicht einmal sicher, ob überhaupt Drohnen in der Luft waren. Das betrifft beispielsweise eine vermeintliche Drohnensichtung Ende September in Oslo oder eine in Göteborg Anfang November.
In 14 Fällen war etwas vorhanden, aber keine Drohne. Neben Hubschraubern und Flugzeugen wurden zweimal Sterne für Drohnen gehalten, und eine weitere vermeintliche Drohne bei einer Ölplattform in der norwegischen Nordsee war nach Überzeugung der dortigen Polizei ein Schiff.
In den Fällen, in denen tatsächlich eine Drohne geflogen war, handelte es sich um Hobbypiloten oder Touristen. In Warschau wurde eine Drohne, die ein Regierungsgebäude überflog, von einem Ukrainer und einer 17-jährigen Weißrussin gesteuert. Hinweise auf Spionage gab es keine. Ebenso fanden sich keine Belege für eine wie auch immer geartete russische Beteiligung.
Als Orte für glaubwürdige Drohnenfunde gibt Trouw Polen, Moldawien und Rumänien an. Das allerdings sind Vorfälle, bei denen tatsächlich Drohnen russischer Herkunft im Spiel waren, aber begründete Zweifel bestehen, dass diese Drohnen von Russland dorthin gelenkt (und nicht aufgefundene Täuschdrohnen von der Ukraine wiederverwendet wurden) oder gar händisch am Fundort platziert wurden.
Tatsächlich gibt es an den meisten Orten, auch Flughäfen, schreibt Trouw, gar keine technische Möglichkeit, Drohnen zu entdecken. Die Behörden sind also auf Sichtungen angewiesen, die entsprechend unzuverlässig sind. In Belgien wurden inzwischen vielerorts Systeme zur Drohnenentdeckung installiert. Seitdem ist die Zahl der Sichtungen auf null gefallen. Trouw meint dazu: "Das kann bedeuten, dass bösartige Parteien abgeschreckt werden, aber genauso gut, dass diese anderen alarmistischen Berichte am Ende gar nicht so viel besagen."
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