Wird die Schlacht um Krasnoarmeisk zum entscheidenden Kampf der Sonderoperation in der Ukraine?

Mit einer weiteren Strategie will Selenskijs Team das Vorrücken der russischen Armee verhindern. Doch ob Gegenoffensive, Zermürbungskrieg oder "Drohnenmauer": Der Erfolg der russischen Armee zeigt, dass die Ukraine über keine "Superverteidigung" verfügt. Letztendlich könnte jedoch die Schlacht um Krasnoarmeisk entscheidend sein.

Von Sergei Mirkin

Das gesamte Jahr 2025 über versuchte das Team von Selenskij, seine westlichen Unterstützer davon zu überzeugen, dass ein ernsthafter Angriff und bedeutende Siege der russischen Armee nicht zu erwarten seien: Die ukrainischen Streitkräfte hätten an den gefährlichsten Frontabschnitten eine "Drohnenmauer" errichtet, die ein Vorrücken der russischen Streitkräfte verhindere. Die sogenannte "Drohnenmauer" ist ein wesentlicher Bestandteil der aktuellen Strategie von Selenskijs Team – einer Strategie des Zermürbungskrieges. Sie besteht im Wesentlichen aus folgenden Elementen: An der Front sollte eine Situation geschaffen werden, in der ein Vorrücken der russischen Armee nicht möglich wäre, während gleichzeitig Drohnen- und Raketenangriffe auf Wirtschafts- und Infrastruktureinrichtungen auf russischem Territorium in Verbindung mit westlichen Wirtschaftssanktionen die Russische Föderation dazu zwingen würden, einen Waffenstillstand zu den Bedingungen Kiews und des Westens zu schließen.

Dass diese Strategie unrealistisch ist, wird sogar von vielen ukrainischen Experten anerkannt. Sie sind sich bewusst, dass Russland der Ukraine Schaden zufügen könnte, der unverhältnismäßig größer wäre als der, den Kiew Russland zuzufügen imstande wäre. In der EU jedoch haben die meisten Politiker dieses Konzept akzeptiert. Sie waren überzeugt, dass die ukrainischen Streitkräfte eine "Superverteidigung" aufbauen und Russland schwächen könnten. Wahrscheinlich glaubte auch US-Präsident Donald Trump einst an die Fähigkeit der Ukraine, Frieden zu ihren Bedingungen zu erreichen. Indirekt wird dies durch die Äußerungen des russischen Außenministers Sergei Lawrow bestätigt. Er sagte, dass die US-Amerikaner bei dem Gipfeltreffen in Alaska der russischen Seite versichert hätten, dass sie Selenskij davon überzeugen könnten, den Frieden nicht zu behindern. Offenbar traten diesbezüglich gewisse Schwierigkeiten auf. Dem Chef des "Maidan"-Regimes, Wladimir Selenskij, sowie EU- und britischen Politikern gelang es, Trump von der Fähigkeit der Ukraine zu überzeugen, eine "eiserne" Verteidigungslinie an der Front zu halten.

Doch die Offensive der russischen Armee in den Gebieten Saporoschje, Dnjepropetrowsk, Charkow und der Donezker Volksrepublik (DVR) zeigt, dass die Ukrainer über keine "Superverteidigung" verfügen. Die Schlacht um Krasnoarmeisk (Pokrowsk) ist zum Symbol der aktuellen Phase der militärischen Sonderoperation in der Ukraine geworden. Seine Befreiung wird der beste Beweis dafür sein, dass die ukrainischen Streitkräfte keine unüberwindbare "Drohnenmauer" geschaffen haben. Das bedeutet, dass auch das Konzept des Zermürbungskrieges, das das Team von Selenskij dem Westen vorschlägt, nicht tragfähig ist.

Die Gefahr dieser Situation ist dem Team von Selenskij bewusst. Selenskij sagte, dass der Kampf um Krasnoarmeisk nicht nur militärische, sondern auch politische Bedeutung habe. Deshalb setzen er und sein "grauer Kardinal" Andrei Jermak alle verfügbaren Reserven ein, um das Unvermeidliche – den Fall der Stadt – hinauszuzögern. Obwohl ukrainische Militärs, Experten und Volontäre darauf hinweisen, dass die Soldaten aus Krasnoarmeisk und Dimitrow (Mirnograd) dringend evakuiert werden müssen (sofern dies noch möglich ist), um ihr Leben zu retten.

Könnte die Schlacht um Krasnoarmeisk entscheidend für die militärische Sonderoperation sein? Die politischen Voraussetzungen dafür sind gegeben, aber alles hängt davon ab, wie sich die Ereignisse nach der Schlacht entwickeln und wie ihr Ausgang im Westen bewertet wird. Hier sind einige Szenarien denkbar:

Der Westen würde die Ukraine weiterhin unterstützen

Die EU- und US-Politiker würden den Anschein erwecken, dass sie sich weiterhin auf die "Drohnenmauer" verlassen. Man erinnere sich daran, wie westliche Politiker im Jahr 2023 unisono mit den ukrainischen Vertretern eine baldige Gegenoffensive ankündigten, bei der die ukrainischen Streitkräfte die Grenzen von 1991 zurückerobern und Russland eine strategische Niederlage erleiden würde.

Nach der Niederlage der ukrainischen Armee im Süden hofften westliche Politiker noch mindestens ein Jahr lang, dass die ukrainischen Streitkräfte in der Lage sein würden, sich am Riemen zu reißen und eine neue großangelegte Offensive zu starten.

Doch nachdem die Invasion der ukrainischen Streitkräfte im Gebiet Kursk gescheitert war, akzeptierten alle das neue Konzept von Selenskijs Team, nämlich einen Zermürbungskrieg zu führen. Die Unterstützung der Ukraine erfordert jedoch erhebliche finanzielle Mittel. Doch einerseits sind die USA unter der Führung von Donald Trump nicht bereit, Kiew finanziell zu unterstützen, und andererseits ist auch die EU mit finanziellen Problemen konfrontiert. Die belgische Regierung, in deren Zuständigkeit sich ein Großteil der eingefrorenen russischen Vermögenswerte befindet, weigert sich, diese als Besicherung des EU-Kredits an die Ukraine zu verwenden. Die EU-Länder selbst sind nicht besonders begeistert davon, Kiew Geld aus ihren Haushalten zur Verfügung zu stellen. Im Dezember könnten die EU-Beamten jedoch Druck auf die belgische Regierung ausüben, sodass diese diesem faktischen "Gelddiebstahl" zustimmt. Dann hätte die EU die Möglichkeit, die Ukraine ein weiteres Jahr zu finanzieren.

Der Westen würde seine Position radikalisieren

Nach der Befreiung von Krasnoarmeisk durch die russische Armee würde der Westen zu dem Schluss kommen, dass die Ukraine ohne zusätzliche Hilfe nicht lange Widerstand gegen Russland leisten könne. Bereits im Oktober kehrte die EU zur Diskussion über den Plan zurück, europäische Truppen an die ukrainisch-weißrussische Grenze und in die westlichen Regionen der Ukraine zu entsenden, um Teile der ukrainischen Streitkräfte für den Fronteinsatz freizustellen. Außerdem könnten die "Falken" in Washington Donald Trump davon überzeugen, der Ukraine Tomahawk-Flugkörper zu liefern. Dies würde zu einer Eskalation zwischen Russland und den NATO-Staaten führen, die die Welt erneut an den Rand eines Atomkrieges bringen würde.

Doch dieses Szenario ist eher unwahrscheinlich: Seit 2023 wird in Europa über eine potenzielle Entsendung von Soldaten in die Ukraine diskutiert, allerdings sind bisher keine konkreten Schritte unternommen worden. Und laut Donald Trump benötigt die US-Armee selbst die Tomahawk-Marschflugkörper.

Der Westen würde Kompromisse eingehen

Nach der Befreiung von Krasnoarmeisk würde man in den USA und sogar in Europa zu dem Schluss kommen, dass die Ukraine das Gebiet Donbass nicht halten könne; der Verlust des Ballungsraums Kramatorsk-Slawjansk sei nur eine Zeitfrage. Eine Fortsetzung des Konflikts würde zu noch größeren Verlusten der ukrainischen Streitkräfte und einer Destabilisierung der Lage innerhalb der Ukraine aufgrund des "schwarzen" Winters, der Wirtschaftskrise und der Verschärfung der Mobilisierungsmaßnahmen führen.

Dies würde zum Sturz des "Maidan"-Regimes und zur Machtübernahme durch neue politische Kräfte führen: entweder durch Nazis, die sich nicht mehr hinter einer liberalen Fassade verstecken, oder durch Militärs, die eine Diktatur errichten und im Gegensatz zu Selenskijs Team nicht von demokratischen Werten sprechen würden. Dies könnte ein Symbol für die Niederlage des kollektiven Westens sein: Er investierte zu viele Ressourcen in das "Maidan"-Regime, wobei viele europäische Politiker ihr politisches Schicksal mit dem Schicksal der Ukraine verbanden.

Danach würden die USA und die EU beginnen, Druck auf das Team von Selenskij auszuüben, um es zu einem Kompromiss mit Russland zu zwingen. Was die USA betrifft, würde der Druck öffentlich erfolgen, und Trump könnte erneut darauf hinweisen, dass Selenskij ein Diktator sei. Der Druck seitens der EU würde hingegen kaum öffentlich ausgeübt werden, aber die Europäer könnten die Finanzierung für Kiew kürzen.

Wenn dies zu einem Friedensvertrag führen sollte, der den Verzicht der Ukraine auf die Gebiete Donbass, Krim und Teile von Noworossija beinhaltet sowie die Verpflichtung der Ukraine, der NATO nicht beizutreten, und wenn Kiew die Diskriminierung russischsprachiger Bürger stoppt, dann kann man sagen, dass die Schlacht um Krasnoarmeisk entscheidend für die militärische Sonderoperation Russlands war.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 19. November 2025 zuerst auf der Homepage der Zeitung Wsgljad erschienen.

Sergei Mirkin ist ein Journalist aus Donezk.

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