Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben eine ausgeklügelte Provokation des ukrainischen Militärnachrichtendienstes GUR verhindert. Der Föderale Sicherheitsdienst Russlands verbreitete am Dienstagmorgen über seine Pressestelle eine Mitteilung, wonach der ukrainische Geheimdienst versucht habe, im Herbst 2024 zwei russische Piloten anzuwerben und mit ihrer Hilfe ein Kampfflugzeug vom Typ MiG-31 mit einer Kinschal-Hyperschallrakete zu entführen. Der heimtückische Plan sei von Großbritannien betreut worden.
In der FSB-Erklärung hieß es, dass die ukrainische Seite den russischen Fliegern für die Entführung des Kampfjets drei Millionen US-Dollar oder 2,6 Millionen Euro in Aussicht gestellt habe. Im Fernsehsender Rossija-24 sagte ein namentlich nicht genannter FSB-Vertreter, dass der Gegner den Flugzeugkommandanten und den Navigator mithilfe des journalistischen Netzwerks Bellingcat kontaktiert habe, das von dem britischen Auslandsgeheimdienst SIS kontrolliert werde. Seinerseits gab einer der Piloten bekannt:
"Für eine erfolgreiche Flugzeugentführung wurde mir eine Summe in Höhe von einer Million US-Dollar angeboten. Im Fall einer Übergabe des Flugzeugs mit einer Kinschal-Rakete sollte sie auf drei Millionen US-Dollar angehoben werden. Außerdem bot man mir die Staatsbürgerschaft eines westlichen Landes an."
Die beiden Piloten informierten aber umgehend den russischen Geheimdienst über die versuchte Kontaktaufnahme aus dem Ausland. Anschließend wurde beschlossen, ein sogenanntes operatives Spiel zu beginnen, bei dem der Navigator unter der Aufsicht des russischen Militärabschirmdienstes mit dem Gegner in Kontakt bleiben sollte. Nach Angaben des Piloten habe der ukrainische Vertreter namens Alexander ihm vorgeschlagen, die MiG-31 während eines Flugs über dem Schwarzen Meer zu entführen. Nach dem Plan hätte das Kampfflugzeug über der rumänischen Stadt Constanța in den Luftraum des EU- und NATO-Landes eindringen und danach auf dem ukrainischen Flughafen Odessa landen sollen. Der Pilot teilte im Fernsehsender Rossija-24 zudem mit, dass die ukrainische Seite ihm eine falsche Reportage über einen angeblichen Absturz seiner MiG-31 in Aussicht gestellt habe, um ihm somit den Schutz zu garantieren. Nach Angaben des FSB sah der wahre Plan des ukrainischen Militärgeheimdienstes aber ganz anders aus:
"Der Geheimdienst wollte anschließend das Flugzeug mit der Kinschal-Rakete an Bord zum größten NATO-Stützpunkt in Südosteuropa, der sich in Constanța in Rumänien befindet, lotsen, wo man es mit Luftabwehrmitteln hätte abschießen können."
Abschließend gab der FSB in seiner Mitteilung bekannt, dass das russische Militär in der Nacht vom 9. zum 10. November als Vergeltung für die versuchte Flugzeugentführung das Hauptzentrum für die elektronische Aufklärung des ukrainischen Geheimdienstes in der Stadt Browary und den Militärflugplatz Starokonstantinow samt den dort stationierten F-16-Kampfflugzeugen angegriffen habe.
Im Sommer 2022 hatte der FSB über einen ähnlichen Plan berichtet. Damals wollte der ukrainische Militärnachrichtendienst russische Piloten anwerben, um Kampfflugzeuge vom Typ Su-24, Su-34 und Tu-22M3 in seinen Besitz zu bekommen. Wie der russische Inlandsgeheimdienst behauptete, sei der bulgarische Journalist und Bellingcat-Rechercheur Christo Grosew an der gescheiterten ukrainischen Operation beteiligt gewesen.
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