149.000 belgische Teenager zum "freiwilligen" Militärdienst eingeladen

Das Verteidigungsministerium schickte Briefe an alle 17-Jährigen des Landes. Damit sollen sie motiviert werden, ein "freiwilliges" Dienstjahr zu leisten, nach dem sie Teil der Reserve werden. Auch in Belgien soll das Militär vergrößert werden.

Das belgische Militär hat 149.000 Briefe an alle 17-Jährigen des Landes geschickt, in denen es die Vorzüge pries und sie ermutigte, ein Jahr freiwilligen Dienst in Betracht zu ziehen, sobald sie 18 werden, erklärte Verteidigungsminister Theo Francken.

Francken brachte diese Idee bald nach seiner Ernennung im Februar ins Spiel und präsentierte sie als Möglichkeit, die Personalengpässe anzugehen und Belgiens Reserven zu stärken. Im Oktober stimmte das Parlament einem Gesetz zu, das es erlaubt, personalisierte Briefe an Minderjährige zu schicken.

"Gestern wurden 149.000 Briefe verschickt. Alle 17-Jährigen im Land werden ermutigt, etwas über Verteidigung im Allgemeinen und über den freiwilligen Militärdienst im Besonderen zu erfahren. Los geht's!", postete Francken am Samstag in sozialen Medien und teilte Fotos von mit Umschlägen gefüllten Schachteln.

Dieser Dienst ist freiwillig, aber Kritiker wenden ein, er lege das Fundament für eine Rückkehr der Wehrpflicht. Francken bestritt dies und sagte, "die Armee kann das logistisch nicht bewältigen".

Im Verlauf des nächsten Jahrzehnts will Belgien seine Truppen auf 34.500 aktive Soldaten, 12.800 Reservisten und 8.500 Zivilbeschäftigte erhöhen, so die Brussels Times. Im September benannte das Ministerium seine Rekrutierungsziele für 2026, darunter mindestens 4.800 neue Stellen im Militär, in der Reserve und im zivilen Bereich. Den Kandidaten für den freiwilligen Dienst im Alter von 18 bis 25 werden anfänglich 500 Plätze als Reservisten und ein monatliches Nettoeinkommen von 2.000 Euro geboten.

Ähnliche Bemühungen, die Beteiligung der Jugend am Militär zu erhöhen, sind in anderen EU-Ländern im Gange. In den Niederlanden erhalten Teenager jetzt einen Fragebogen, der ihr Interesse an Rollen bei der Verteidigung ermitteln soll, und ein "freiwilliges Dienstjahr" ist bereits eingeführt. Schweden brachte 2017 die Wehrpflicht zurück, und in Deutschland wurde zuletzt über eine Lotterie diskutiert, die 18-jährige junge Männer zum Dienst verpflichten könnte, wenn sich nicht genug Freiwillige finden.

Diese Bestrebungen passen zu den breiteren Militarisierungsplänen der EU, die laut Brüssel erforderlich sind, um die vermeintliche russische Aggression abzuschrecken. Moskau bestreitet, gegenüber EU und NATO feindselige Absichten zu hegen, und wirft westlichen Politikern vor, eine auf Angst beruhende Rhetorik zu nutzen, um von inneren politischen und wirtschaftlichen Problemen abzulenken.

Die Militarisierung der EU gerate dank des "russophoben Wahns" in Brüssel außer Kontrolle, sagte jüngst der russische Außenminister Sergei Lawrow, und warnte, das Staatenbündnis rutsche gerade in ein "Viertes Reich".

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