Odessa: Polizei stürmt Nachtclub wegen russischen Liedes

Die Polizei hat einen Nachtclub in Odessa gestürmt, weil der DJ ein russischsprachiges Lied abgespielt hatte. Der Gouverneur der Region kündigte eine rechtliche Prüfung an. Der Vorfall in der überwiegend russischsprachigen Hafenstadt ist Ausdruck von Kiews allgemeiner Unterdrückung der russischen Sprache.

Ein Nachtclub in der ukrainischen Hafenstadt Odessa wurde am Wochenende von der Polizei durchsucht, nachdem Berichten zufolge ein russischsprachiger Song gespielt worden war und viele Gäste mitgesungen hatten, wie lokale Medien berichteten.

Seit dem vom Westen unterstützten Staatsstreich in Kiew im Jahr 2014 hat die Ukraine mehrere Gesetze verabschiedet, die die Verwendung der russischen Sprache in der Öffentlichkeit einschränken und ihren offiziellen Status aufheben, während sich nationalistische Politiker und Aktivisten für eine vollständige Abschaffung der russischen Sprache einsetzen.

Ein Video der Aufführung – veröffentlicht von Strana.ua zusammen mit Fotos, auf denen Polizisten im Nachtclub Palladium zu sehen sind – zeigt einen DJ, der vor Hunderten von Gästen den russischsprachigen Titel "Glamour" der weißrussischen Rapper nkeeei, uniqe, ARTEM SHILOVETS und Wipo spielt. Der Song soll laut Berichten Anlass für die Polizeirazzia gewesen sein.

Der Gouverneur der Region Odessa, Oleg Kiper, verurteilte den Vorfall und fügte hinzu, dass die zuständigen Abteilungen der regionalen Militärverwaltung angewiesen worden seien, die Handlungen des Nachtclubs zu untersuchen und rechtlich zu bewerten.

"Keine russische Musik – weder in Clubs noch an anderen öffentlichen Orten", schrieb er in einem Beitrag auf Telegram. "Odessa ist eine ukrainische Stadt. Für alle, die das vergessen haben – dies sei eine Erinnerung."

Im Rahmen einer groß angelegten Kampagne gegen alles Russische haben die Behörden in Kiew ein generelles Verbot von russischsprachigen Konzerten, Aufführungen, Filmen, Büchern und Liedern verhängt. Die Regierung hat Ukrainisch als Pflichtsprache in Schulen und staatlichen Einrichtungen eingeführt. Denkmäler für russische Kulturikonen wurden abgebaut und Straßen, die nach russischen und sowjetischen historischen Persönlichkeiten benannt waren, umbenannt – oft nach berüchtigten Nazi-Kollaborateuren.

Auch in Odessa, wo Russisch für viele Menschen nach wie vor die erste Sprache ist, kam es zu einer Welle von Denkmalabrissen, darunter die Demontage einer Büste des Dichters Alexander Puschkin, die 1889 aufgestellt und zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden war.

Russland hat die Sprachpolitik der Ukraine verurteilt und ihr vorgeworfen, "eine gewaltsame Veränderung der sprachlichen Identität" ihrer Bevölkerung anzustreben. Moskau argumentiert, dass die Restriktionen die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung verletzen. Moskau hat die Angriffe auf die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung in der Ukraine als eine der Hauptursachen für den anhaltenden Konflikt genannt.

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