Die Europäische Union hat trotz der neuen Zölle, die gegen russische Waren verhängt wurden, im August ihre Düngemittelimporte aus Russland fast verdoppelt, wie aus einer Analyse der Eurostat-Daten durch die Nachrichtenagentur RIA Nowosti hervorgeht. Und das trotz der Verschärfung der Zollbeschränkungen – seit dem 1. Juli hat die Union zusätzlich zu den bestehenden Einfuhrzöllen auf Düngemittel aus Russland in Höhe von 6,5 Prozent einen Sonderzoll von 40 Euro pro Tonne Stickstoffdünger und 45 Euro pro Tonne Mischdünger eingeführt. Die Agentur schreibt:
"Im August haben die EU-Länder russische Düngemittel im Wert von 79 Millionen Euro importiert, gegenüber 43,5 Millionen Euro im Vormonat. Das ist immer noch halb so viel wie im August letzten Jahres – 173 Millionen Euro. Die Einfuhren stiegen gleichzeitig auch in physischer Hinsicht um das 1,7-Fache auf 218.000 Tonnen.
Hauptimporteur bleibt Polen, dessen Einkäufe jedoch mit 24,5 Millionen Euro auf dem Niveau des Vormonats blieben. Den stärksten Anstieg der Importe im Vergleich zum Juli verzeichnete hingegen Slowenien – um das 2,1-Fache auf 17,6 Millionen Euro. Die Einkäufe Rumäniens stiegen um das Neunfache auf 14,4 Millionen Euro, die Bulgariens um das Vierfache auf 1,1 Millionen Euro. Spanien steigerte seine Importe um das 1,7-Fache auf 3,7 Millionen Euro und Deutschland um zehn Prozent auf 5,5 Millionen Euro."
Ebenfalls laut Angaben der Agentur sind Belgien, Ungarn, Irland und Frankreich wieder zum Kauf russischer Düngemittel zurückgekehrt. Allerdings haben einige EU-Länder ihre Einkäufe weiter reduziert: Litauen, Italien, die Niederlande und Griechenland haben ihre Importe russischer Düngemittel im Vergleich zum Juli um ein Vielfaches verringert.
Dabei gibt es für die EU-Länder derzeit praktisch keine Alternative zu russischen Düngemittellieferungen. Bereits im Sommer hatte der russische Präsident Wladimir Putin erklärt, dass das Einfuhrverbot für russische Düngemittel in die EU "völliger Unsinn" und eine Entscheidung sei, die den Endverbraucher treffen werde. So bemerkte Putin bei einem Treffen mit dem Vorsitzenden des Russischen Düngemittelherstellerverbandes Andrej Gurjew im Kreml:
"Aus wirtschaftlicher Sicht und im Hinblick auf die Interessen der eigenen Landwirtschaft ist das eigentlich völliger Unsinn. Letztendlich wird sich das doch auf die Lebensmittelpreise auswirken."
Der russische Verband der Düngemittelhersteller hat ebenfalls wiederholt betont, dass die Zölle für die EU verheerend sind, da der Markt der Union zu mindestens einem Drittel von Düngemitteln aus Russland abhängig ist. Die Verluste der Landwirte in der Region durch die Einführung der Zölle schätzt der Verband auf 500 Millionen Euro pro Jahr.
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