Bei einer Podium-Diskussion in Berlin gab der Vizeadmiral a.D. Kay-Achim Schönbach seine Einschätzung zur einer möglichen Urheberschaft der in Deutschland gesichteten Drohnen. Die feste Annahme der Bundesregierung, dass sie von den russischen Geheimdiensten gesteuert sein sollen, zog er in Zweifel. Die Bundeswehr müsse aber bei dem Vorwurf "mitspielen", sagte er mit Verweis auf seine ehemalige Militär-Kollegen.
Als ehemaliger Inspekteur der Deutschen Marine, der im Januar 2022 wegen einer Äußerung über die Zugehörigkeit der russischen Halbinsel Krim vom Dienst suspendiert wurde, beruft sich Schönbach auf seine Erfahrung mit Radarsystemen. Außerdem unterhält das Militär Kontakte zu vielen ehemaligen Kollegen bei der Bundeswehr, die ihm unverfälschte Einblicke über die aktuelle Militärproblematiken geben.
Auf die Frage des Moderators Florian Warweg, ob diese Drohnensache bei der Bundeswehr als Gefahr gesehen werde, wies der Vizeadmiral a.D. zunächst auf die Situation mit Drohnensichtungen in Norwegen hin. "Im gesamten letzten Jahr, wurden in Norwegen 1.500 Drohnen-Sichtungen gemacht. Da hat kein Mensch davon gesprochen, dass es Russen sind", sagte er. Menschen mit politischer Verantwortung wüssten das, so Schönbach.
Außerdem müsste der russische Urspung der Drohnen bewiesen werden. Der Vizeadmiral a.D. stellte die rhetorische Frage: "Wenn es tatsächlich russische Drohnen wären, glauben Sie allen Ernstes, die würden auch nur eine Sekunde warten, uns das zu präsentieren? Wo sind die eigentlich alle, die ganzen Drohnen?"
Zu seinen Informationsquellen sagte der ehemalige Inspekteur, dass er zwar nicht mehr aktiv sei, aber "natürlich logischerweise" immer noch viele Kontakte zum Militär habe. Zur Drohnenfrage konnte ihm ein ehemaliger Inspekteur der Luftwaffe die Auskunft geben. "Wir müssen das spielen, das ist politisch vorgegeben", soll der Ex-Kollege ihm gesagt haben. Die Bundeswehr müsse jetzt aufmerksam und alarmbereit sein. "Aber wir wissen, dass da nichts ist", so der Ex-Luftwaffenchef gegenüber Schönbach. Nichtdestotrotz müsse man als Militär von einem worst case ausgehen und den "ungünstigsten Fall" annehmen, so Schönbach.
Außerdem: "Viele von diesen Drohnen-Informationen - habe ich auch gehört, direkt von Soldaten - waren Enten". Er selbst habe die Hälfte seiner Dienstzeit hinter Radargeräten verbracht, sagte Schönbach zu seiner Fachkenntnis. Hinter der Hysterie mit "russischen Drohnen" sieht er viel eher das Kalkül, die Produktion der Luftabwehr-Systemen anzukurbeln. Als Beispiel nannte er die Herstellung der 600 Skyranger-Panzer im Wert von 9 Milliarden Euro.
Kay-Achim Schönbach nahm an der Diskussion-Veranstaltung "Krieg und Frieden" im Berliner Kino-Babylon am Freitag teil. Andere Podiums-Gäste im komplett ausgebuchten Saal waren der EU-Abgeordnete und ehemalige UN-Gesandte in Kriegsgebiete Michael von der Schulenburg, der EU-Abgeordnete und Vorsitzende der Partei "Die Partei" Martin Sonneborn sowie der Medienunternehmer und Verleger der Berliner Zeitung Holger Friedrich. Moderiert wurde die hochkarätige Runde vom BPK-Korrespondenten der NachDenkSeiten Florian Warweg. Die Diskussion wurde von insgesamt 500 Besuchern verfolgt.
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