In Polen ermittelt die Staatsanwaltschaft im Fall eines mutmaßlichen russischen Komplotts. Angeblich sollen Russen als Maiskonserven gekennzeichnete Konservendosen mit Sprengstoff befüllt und nach Polen "geschmuggelt" haben, um damit Anschläge auszuführen. Das berichtete Euronews unter Bezugnahme auf polnische Medien am Freitag. Die Ermittlungen seien aus Quellen der polnischen Staatsanwaltschaft und der Agentur für Innere Sicherheit (ABW) bestätigt worden.
Die von Russen als Gemüsedosen getarnten Sprengstoffbehälter sollen von einem "ukrainischen Verdächtigen mit Verbindungen zum russischen Militärgeheimdienst (GRU), der als Władysław D. identifiziert wurde", nach Polen transportiert worden sein. Zuvor habe Wladyslaw D. die Dosen auf einem Friedhof im benachbarten Litauen ausgegraben. Anschließend habe er die wie Maisdosen aussehenden Sprengstoffbehälter in der Nähe der Stadt Łódź in Polen zurückgelassen, so der Ermittlungsstand der polnischen Staatsanwälte.
Die polnische Zeitung Gazeta Wyborcza sprach am Donnerstag über das Gefahrenpotenzial der Dosen mit einem Militärexperten. Dieser habe gegenüber der Zeitung erklärt, "dass die vermutlich verwendete Sprengstoffmenge schwere Schäden an einem Auto und lebensbedrohliche Verletzungen bei Personen in der Nähe hätte verursachen können".
Euronews zitierte auch die Bewertung des polnischen Geheimdienstkoordinators Tomasz Siemoniak. Ihm zufolge habe der russische Militärgeheimdienst GRU in Polen, Litauen und Deutschland Anschläge mit den Dosen geplant. Die in den als Maiskonserven versteckten Sprengstoffe sollten bei Sabotageaktionen zum Einsatz kommen. Dazu führte Euronews aus: "Den Ermittlern zufolge planten GRU-Agenten angeblich, die Dosen als Sprengstoffladungen für Angriffe an Drohnen zu befestigen."
Zum Motiv der geplanten Anschläge hätten die polnischen Ermittler noch keine Angaben gemacht. "Aber Polens entschiedene Unterstützung für die Ukraine während der großangelegten Invasion könnte ein möglicher Grund sein", mutmaßt Euronews. Warschau habe Kiew seit 2022 mit rund 3,3 Milliarden Euro unterstützt. Außerdem beherberge Polen rund eine Million ukrainische Kriegsflüchtlinge.
Die polnische Staatsanwaltschaft äußerte sich auch gegenüber dem Fernsehsender TVP World. Dabei erklärte sie, "dass die Ermittlungen Teil einer umfassenderen Untersuchung russischer hybrider Kriegsführung in Europa sind". Abschließend kommentierte Euronews die Ermittlungen zu den vermeintlichen Gemüsedosen: "Die Entdeckung der Dosen erfolgt vor dem Hintergrund einer Reihe von Luftraumverletzungen in Europa, für die vermutlich Russland verantwortlich ist."
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