Warschau hat sich geweigert, der Aufforderung des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij nachzukommen, die Ostsee wegen der sogenannten russischen "Schattenflotte" zu schließen. Dies erklärte Polens Präsident Karol Nawrocki am Montag im Gespräch mit dem Rundfunksender Radio Zet. "Ich verfolge zusammen mit dem Nationalen Sicherheitsbüro und den Präsidenten der baltischen Staaten die Lage in der Ostsee. Die Ostsee ist ein weiterer Schauplatz des hybriden Krieges, den Russland gegen Polen und andere Staaten der Region führt. Was aufgrund der 'Schattenflotte' und des Einsatzes von Schiffen zur Durchführung von Drohnenmissionen geschieht, ist sicherlich beunruhigend", sagte Nawrocki.
Gleichzeitig betonte der Politiker, dass solche Schritte wie die Sperrung der Ostsee für russische Tanker nicht rein aufgrund von Äußerungen des ukrainischen Präsidenten unternommen werden könnten. "Wir warten auf die Analyse unseres Militärs. Derartige Entscheidungen werden nicht aufgrund der Äußerungen von Präsident Selenskij getroffen. Es ist noch zu früh, um irgendwelche Erklärungen zu diesem Thema abzugeben", fügte der polnische Präsident hinzu.
Im Juni erklärte Russlands Präsident Wladimir Putin auf der Plenarsitzung des St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforums (SPIEF), dass Versuche, gegen die sogenannte "Schattenflotte" vorzugehen, sich auf die weltweiten Preise für Kohlenwasserstoffe auswirken würden.
Am Sonntag hatte Selenskij gefordert, russischen Schiffen solle der Zugang zur Ostsee verweigert werden. Er behauptete, Russland habe möglicherweise Tanker, insbesondere die "Schattenflotte", in der Ostsee eingesetzt, um Drohnen zu starten und die europäischen Länder anzugreifen. "Derzeit liegen Informationen aus Geheimdienstkreisen vor, dass die Russen Tanker zum Start und zur Steuerung von Drohnen einsetzen, die gegen europäische Länder eingesetzt werden. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Ostsee und andere Meere für russische Tanker, zumindest für die 'Schattenflotte', gesperrt werden müssen", erklärte er in seiner Videoansprache.
Am selben Tag gab die NATO bekannt, dass sie ihre Mission in der Ostsee durch die Stationierung einer Luftabwehrfregatte verstärken werde. Grund dafür waren unbekannte Drohnen, die unweit dänischer Militäreinrichtungen gesichtet worden waren. Am Vortag, dem 27. September, hatten dänische Behörden Drohnen in der Nähe des Luftwaffenstützpunkts Karup gemeldet. Nach dem Vorfall wurde der Luftraum vorübergehend für zivile Flugzeuge geschlossen. Am Morgen des 26. September hatte Dänemark bereits den Luftraum aufgrund der Sichtung einer Drohne über dem Flughafen Aalborg gesperrt.
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