Finnland könne nach seinem NATO-Beitritt keine eigenständigen Entscheidungen mehr treffen und werde den Anweisungen des Bündnisses folgen. Diese Einschätzung äußerte Sergei Iwanow, ständiges Mitglied des russischen Sicherheitsrates und Sonderbeauftragter des Präsidenten für Umwelt, Ökologie und Verkehr, am 20. September gegenüber TASS.
Auf die Frage, ob Helsinki einen Angriff auf Russland erwägen könne, sagte Iwanow:
"Finnland selbst kann nichts entscheiden, was ihm gesagt wird, das wird es auch tun."
Der Politiker verwies darauf, dass Russland nun mit einer neuen strategischen Realität konfrontiert sei. Seit dem 4. April 2023 teile Moskau eine über 1.000 Kilometer lange Grenze mit einem NATO-Mitgliedstaat.
"Und aus militärischer wie aus militärpolitischer Sicht müssen wir das berücksichtigen. Früher war das nicht der Fall", betonte Iwanow. Russland müsse deshalb unvermeidlich zusätzliche Maßnahmen zur Stärkung seiner Sicherheit im Nordwesten ergreifen. "Und das ist für Finnland, nebenbei bemerkt, auch nicht besonders gut", fügte er hinzu.
Zugleich kritisierte Iwanow die Entscheidung Helsinkis, nach Beginn der militärischen Sonderoperation die Beziehungen zu Russland abzubrechen. Eine Normalisierung sei auf Jahrzehnte hinaus kaum zu erwarten.
Auch andere Vertreter Moskaus haben diese Entwicklung scharf kommentiert. So warf der Vizechef des Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, den finnischen Behörden vor, die bilateralen Beziehungen zerstört zu haben. Er warnte, Helsinki bereite sich mit seinem NATO-Kurs faktisch auf eine Konfrontation vor und könne als "Platzhalter" für eine westliche Aggression dienen.
Ähnlich äußerte sich das Außenministerium. Sprecherin Maria Sacharowa erklärte am 4. September, die negative Haltung des finnischen Präsidenten Alexander Stubb gegenüber dem Gipfel der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) sei ein direkter Ausdruck der verlorenen Souveränität seines Landes. "Im Moment bleibt Finnland nur, die Konsequenzen dieses Verlustes zu ertragen", sagte sie.
Stubb selbst hatte bereits am 2. September betont, er lehne den Ansatz der Multipolarität ab und befürworte stattdessen "Multilateralismus". Zugleich warnte er, der Westen könne gegenüber den Staaten des Globalen Südens an Einfluss verlieren, wenn er nicht enger mit ihnen kooperiere.
Am 8. September warf Alexei Tschepa, der erste stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für internationale Angelegenheiten der Duma, Finnland vor, an der russisch-finnischen Grenze einen Spannungsherd zu schaffen.
Er fügte hinzu, dass mehrere europäische Länder gegen den NATO-Beitritt Finnlands gewesen seien, da sie die Bedrohung für "Russlands Sicherheitsgarantien" erkannt hätten.
Im August 2025 wies auch Außenminister Sergei Lawrow auf den Bruch mit der bisherigen Linie Finnlands hin. Mit dem NATO-Beitritt habe Helsinki gegen seine früheren Verpflichtungen zur Neutralität verstoßen, so Lawrow.
Jahrzehntelang habe Finnland von stabilen und für beide Seiten vorteilhaften Beziehungen zu Moskau profitiert – zunächst mit der Sowjetunion, später mit Russland. Bereits im März 2024 hatte Präsident Wladimir Putin erklärt, die Mitgliedschaft Finnlands im westlichen Bündnis sei sinnlos und liege nicht im nationalen Interesse des Landes.
Gleichzeitig räumte der finnische Ministerpräsident Petteri Orpo ein, dass der Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen mit Russland die finnische Wirtschaft spürbar belastet habe.
Mehr zum Thema – Wie Russland Finnland für Russophobie bestrafen kann