Die US-Ratingagentur Fitch hat Frankreichs Bonität von AA- auf A+ herabgestuft und damit die Sorgen um die finanzielle Stabilität des Landes verstärkt. Die Entscheidung fiel angesichts der anhaltenden Schuldenkrise und der politischen Lähmung in Paris.
Frankreich muss sich damit künftig zu höheren Zinsen am Kapitalmarkt verschulden – ein Umstand, der die ohnehin angespannte Haushaltslage weiter verschärft.
Fitch verweist in seiner Analyse auf die steigende Schuldenlast sowie die Instabilität der Regierung. Insbesondere die Schwierigkeiten, einen verlässlichen Haushalt aufzustellen, gefährden die Konsolidierungsziele. Das Haushaltsdefizit, so die Prognose der Agentur, werde bis 2029 kaum auf unter drei Prozent des BIP sinken.
Die politische Krise hatte sich Anfang der Woche zugespitzt: Premierminister François Bayrou war nach einer gescheiterten Vertrauensfrage zurückgetreten. Der Regierungssturz führte zu deutlicher Unruhe an den Finanzmärkten. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg erstmals seit Jahren auf 3,5 Prozent und erreichte damit das Niveau Italiens.
Frankreich trägt in absoluten Zahlen mit 3,4 Billionen Euro die höchsten Staatsschulden Europas. Mit einer Quote von 114 Prozent des BIP steht das Land in der Eurozone nur knapp besser da als Griechenland und Italien. Bereits im Jahr 2024 lag das Defizit bei 5,8 Prozent – ein Wert, der die EU-Stabilitätskriterien deutlich übersteigt.
Der neue Premierminister Sébastien Lecornu versucht nun, einen Sparhaushalt für 2026 durch die Nationalversammlung zu bringen. Sein Vorgänger hatte Einsparungen von 44 Milliarden Euro geplant, war jedoch am Widerstand sowohl in der Politik als auch auf der Straße gescheitert. Besonders die geplante Streichung von zwei Feiertagen löste landesweite Proteste aus.
Lecornu ist auf die Unterstützung der linken Opposition angewiesen, um einen Haushalt verabschieden zu können. Die Sozialisten fordern höhere Steuern für Unternehmen – eine Forderung, die im Widerspruch zur wirtschaftsfreundlichen Linie von Präsident Emmanuel Macron steht.
Mehr zum Thema – "Deckungsgleiche Positionen" – Merz und Macron sind sich einig im Zollstreit mit Washington