EU-Kommissar: Straßen, Brücken und Eisenbahnen für einen Krieg mit Russland ungeeignet

Die EU kann ihre Waffen und Truppen zur Abwehr einer russischen Invasion in Osteuropa nicht ausreichend schnell verlegen. EU-Verkehrskommissar Tzitzikostas führt dies auf eine ungeeignete Infrastruktur zurück. Für Umbauprojekte will Brüssel 17 Milliarden Euro ausgeben.

Im Fall eines Konfliktes mit Russland wäre die europäische Transportinfrastruktur für die schnelle Verlegung von Militärtechnik und Truppen nicht geeignet. EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas warnt in einem Interview mit der Financial Times (FT), dass Straßen, Brücken und Eisenbahnlinien auf dem ganzen Kontinent für den Kriegsfall modernisiert werden sollten.

Wenn die NATO-Länder ihre Panzer zur Abwehr einer russischen Invasion an der EU-Ostgrenze einsetzen müssten, würden die Kampffahrzeuge unterwegs in Tunneln steckenbleiben, Brücken zum Einsturz bringen oder wegen Grenzkontrollen in Staus geraten, stellt Tzitzikostas die Lage dar.

Daher beabsichtigt der Beamte, 17 Milliarden Euro für den Umbau der EU-Infrastruktur auszugeben. Brüssel habe alte Brücken zu modernisieren, enge Brücken breiter zu machen und nicht existierende Brücken zu errichten, so der Politiker.

Aktuell würde es Wochen oder unter Umständen sogar Monate brauchen, um Militärtechnik und Truppen vom westlichen zum östlichen Teil des Kontinents zu bringen. Tzitzikostas ermahnte, dass Verteidigung ohne Mobilität nicht möglich wäre.

Der Großteil der bestehenden Infrastruktur sei ohne Rücksicht auf Militärbedürfnisse gebaut worden, betont die FT. Ein Lastkraftwagen auf europäischen Straßen wiegt in der Regel bis zu 40 Tonnen, ein Panzer dagegen bis zu 70 Tonnen.

Brüssels Modernisierungspläne umfassen Tzitzikostas zufolge 500 Infrastrukturprojekte entlang von vier "Militärkorridoren" in Europa. Außerdem würde die EU den "Amtsschimmel" reduzieren, um den Grenzüberschritt für die Panzer zu erleichtern. Diese Strategie, die Tzitzikostas offiziell bis Jahresende zu präsentieren plant, würde darüber hinaus das 5-Prozent-Ziel der NATO ergänzen.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte hatte zuvor erklärt, dass Russland ein Mitglied des Militärbündnisses bis 2023 angreifen könnte. Beim NATO-Gipfel im Juni verpflichtete sich Europa, seine Verteidigungsaufgaben bis spätestens 2035 auf 5 Prozent des Bruttoinlandproduktes zu erhöhen.

Mehr zum ThemaTrumps Willen erfüllt: NATO beschließt Fünf-Prozent-Ziel für Militärausgaben