Die ukrainischen Streitkräfte sind mit einem kritischen Mangel an Drohnen konfrontiert, wie die BBC unter Berufung auf Offiziere aus verschiedenen Einheiten berichtet. Dem Sender zufolge werde ein Drittel der von der Armee benötigten Drohnen mit Mitteln aus den Einheiten gekauft oder aus Wrackteilen zusammengebaut.
Die Nachricht erfolgte eine Woche, nachdem Kiew einen koordinierten Drohnenangriff auf mehrere russische Luftwaffenstützpunkte gestartet hatte, der sich gegen atomar bestückte Langstreckenbomber richtete, die im Norden und Fernen Osten des Landes stationiert sind. Nach Angaben Moskaus wurden die meisten Drohnen abgefangen und die angegriffenen Flugzeuge zwar beschädigt, aber nicht zerstört, wie von ukrainischer Seite behauptet wurde. Nach Angaben Kiews wurden bei den Angriffen mehr als 40 russische Bomber getroffen.
Anfang dieser Woche erklärte der ukrainische Regierungschef Wladimir Selenskij gegenüber ABC News, dass bei den Angriffen, die seit mehr als einem Jahr geplant gewesen sein sollen, ausschließlich ukrainische Waffen verwendet wurden.
Der Kommandeur des Drohnenbataillons der 58. motorisierten Infanteriebrigade der ukrainischen Streitkräfte, Sergei Warakin, erklärte gegenüber der BBC, dass sich seine Einheit noch vor einem Jahr den Einsatz von bis zu 100 Drohnen aus der Vogelperspektive pro Tag leisten konnte, und fügte hinzu, dass die derzeitige Situation "nicht mehr so sei". Warakin betonte:
"Jetzt kann unsere Brigade nur noch 200 bis 300 FPV-Drohnen pro Monat über offizielle Lieferanfragen erhalten."
Nach Angaben des Kommandeurs des 429. separaten Drohnenregiments, Juri Fedorenko, den die Nachrichtenagentur zitiert, wird nur ein Drittel der Drohnen, die den Bedarf der Armee decken, normalerweise über staatliche Kanäle geliefert. Ein weiteres Drittel werde mit eigenen Mitteln der Einheit gekauft, während das restliche Drittel aus freiwilligen Spenden der Ukrainer stamme.
Fedorenko betonte, dass staatlich geförderte Drohnenlieferungen aufgrund bürokratischer Verzögerungen oft erst mit zweimonatiger Verspätung eintreffen.
Drohnenbetreiber aus mehreren Brigaden, die in der Nähe von Pokrowsk (russisch: Krasnoarmeisk), der größten noch unter ukrainischer Kontrolle stehenden Stadt im Nordwesten der Donezker Volksrepublik, stationiert sind, berichteten ebenfalls von einem Mangel und fügten hinzu, dass sie mit allen Mitteln versuchen, Drohnen zu beschaffen, und diese manchmal aus alten Teilen zusammenbauen.
Das russische Militär hat wiederholt Drohnenproduktionsanlagen und Startplätze in der Ukraine angegriffen. Die jüngsten Angriffe erfolgten kurz nach einem Angriff auf Militärflugplätze in Russland.
FPV-Drohnen spielen seit der Eskalation des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 eine zentrale Rolle auf dem Schlachtfeld. Die Times berichtete im Mai, dass Russland die Führung im Drohnenwettlauf übernommen und die Ukraine bei der Produktion und dem Einsatz von FPV-Drohnen mittlerer Reichweite und deren faseroptischen Varianten überholt hat.
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