"Sie wartete vergeblich auf Gerechtigkeit": Mutter des 2015 ermordeten Oles Busina gestorben

Sie kämpfte fast zehn Jahre lang vergeblich für die Bestrafung der Mörder ihres Sohnes, des bekannten ukrainischen Schriftstellers und Journalisten Oles Busina. Am Wochenende starb Walentina Pawlowna ohne den Sieg der Gerechtigkeit erlebt zu haben.

In Kiew verstarb am Wochenende die Mutter des 2015 auf offener Straße ermordeten Schriftstellers und Publizisten Oles Busina, Walentina Pawlowna Busina. Dies gaben Bekannte der Familie am Montag bekannt. 

Walentina Busina wurde durch die Begleitung des Prozesses gegen die mutmaßlichen Mörder ihres Sohnes bekannt, bei dem sie als Nebenklägerin auftrat und vergeblich auf Gerechtigkeit hoffte. "Ich kann nicht sterben, bis die Mörder meines Sohnes bestraft sind", zitiert die ukrainische Journalistin Diana Pantschenko am Montag aus einem Interview mit ihr.

Nun starb sie, ohne die Bestrafung der Täter erlebt zu haben.

Der 1969 in der ukrainischen Hauptstadt geborene Oles Busina wurde am 16. April 2015 vor seinem Haus in Kiew erschossen, während er joggte. Während in zahlreichen anderen Fällen, bei denen namhafte Maidan-Gegner getötet wurden, erst gar keine Täter ermittelt wurden, gab der damalige Innenminister der Ukraine am 18. Juni 2015 die Festnahme von zwei des Mordes an dem Schriftsteller und Journalisten verdächtigen Euromaidan-Aktivisten bekannt. 

Einer der Inhaftierten, Andrei Medwedko (bekannt als "Manson"), war ein aktiver Unterstützer des Euromaidan sowie Leiter der Bezirksorganisation Petschersk der rechtsextremen Swoboda-Partei in Kiew und einer der Gründer von deren radikalstem Flügel, der Organisation "C14". Ein zweiter Verdächtiger, Denis Polischtschuk, ebenfalls Nationalist und Teilnehmer am Krieg in der Ostukraine, war bei den Parlamentswahlen 2012 von der Partei Ukrainische Nationalversammlung nominiert worden. Ein dritter Verdächtiger, bei dem es sich um den Anführer von C14, Jewgen Karas, handeln soll, wurde aus Mangel an Beweisen freigelassen.

Einer der mutmaßlichen Mörder wurde bereits nach wenigen Tagen von Rechtsradikalen freigepresst, alle mit der Sache befassten Richter sahen sich Drohungen und dem "Druck der Straße" ausgesetzt. Im Dezember 2015 hob ein Kiewer Gericht die Haftbefehle gegen beide des Mordes Verdächtigen auf Druck rechtsradikaler Aktivisten wieder auf, sie befinden sich seitdem auf freiem Fuß. Trotz des laufenden Verfahrens wurden sowohl Medwedko als auch Polischtschuk sowohl vom Präsidenten Petro Poroschenko als auch vom 2019 ins Amt gewählten Wladimir Selenskij hofiert und mit Ämtern und Mitteln für ihre jeweiligen Organisationen bedacht.

Der 2018 begonnene Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder war von Anfang an von Verzögerungstaktik geprägt: Nach jedem Antrag der Verteidigung vertagte sich das Gericht um Wochen und teilweise sogar Monate, sodass Anfang 2022 immer noch kein Vorankommen absehbar war. Mit Kriegsbeginn im Februar 2022 kam der Prozess schließlich ganz zum Erliegen. Auch Versuche, den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) damit zu befassen, blieben erfolglos.

Diana Pantschenko, die selbst die Ukraine hat verlassen müssen, schreibt in ihrem Nachruf auf Walentina Busina:   

"Ich kenne viele tragische Geschichten. Aber diese ist eine der bittersten. Walentina Pawlowna kämpfte tapfer für die Wahrheit. Aber das Böse war stärker. Die Mörder von Oles sind auf freiem Fuß. Es sind 'angesehene' Leute – sie sind Mitglieder öffentlicher Räte. Sie lebte und wusste, dass die Mörder ihres Sohnes auf Händen getragen wurden. Während Oles unter der Erde liegt. Viele Ungerechtigkeiten werden beseitigt werden müssen. Viele Fragen werden beantwortet werden müssen. Aber wir werden es tun. Um dieser tapferen Frau und anderer wie ihr willen."

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