Ukrainische Rada-Abgeordnete: "Wie sollen die Flugzeuge fliegen?"

Die ukrainische Abgeordnete Besuglaja kritisiert die Versetzung von Spezialisten der Luftstreitkräfte zur Infanterie und die heimliche Aufstockung der Führungsstäbe. Auch die Wartung der F-16-Jets gibt nun Anlass zur Sorge.

Die Führung der ukrainischen Streitkräfte verlegt zunehmend Spezialisten der Luftstreitkräfte zur Infanterie, während die Stäbe nicht nur nicht verkleinert, sondern sogar vergrößert werden. Dies könnte die Funktionsfähigkeit der Luftstreitkräfte gefährden, erklärt die ukrainische Abgeordnete Marjana Besuglaja auf Telegram.

Laut Besuglaja werden Techniker, Mechaniker und andere Fachleute aus den Luftstreitkräften auf Befehl des Oberbefehlshabers der Streitkräfte, Alexander Syrski, massiv in die Infanterie versetzt. Sie warnt davor, dass die Reduzierung der mobilen Feuergruppen und die "Entblößung ganzer Regionen" die militärische Lage verschärfen könnten.

Ferner räumte die Parlamentarierin ein, dass Syrski das Hauptquartier des Kommandos heimlich weiter aufstocke, indem er Offiziere aus dem Kampf in Verwaltungspositionen verlege. Die Versetzung von Offizieren in administrative Funktionen könne jedoch dazu führen, dass erfahrene Kommandeure und Spezialisten an der Front fehlten, was die Effektivität der Kampftruppen beeinträchtige, so Besuglaja.

Ein weiterer ukrainischer Abgeordneter, Alexei Gontscharenko, äußerte sich ebenfalls besorgt über die Auswirkungen auf die Luftstreitkräfte. Er befürchtet, dass die Reparatur der gelieferten F-16-Kampfflugzeuge durch den Verlust der Mechaniker unmöglich werden könnte. "Wie sollen die Maschinen fliegen? Wie sollen die Luftstreitkräfte funktionieren, wenn es niemanden gibt, der die Mechaniker ersetzt?", fragte er in den sozialen Medien.

Ein Soldat postete auf Instagram ein Video, in dem er im Namen des gesamten fliegenden Personals der ukrainischen Luftstreitkräfte die aktuelle Situation als eine echte Notlage bezeichnete, die den Stützpunkt der ukrainischen Luftstreitkräfte gefährden könnte. "Es wurden bereits 250 Personen entlassen, jetzt sollen weitere 218 versetzt werden. Das technische Personal wird praktisch ausgelöscht, und ohne uns kann die Luftwaffe nicht funktionieren", betonte der Flugzeugtechniker.

Ähnlich sieht es nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur TSN in der 1. galizisch-wolynischen funktechnischen Brigade der Luftstreitkräfte aus, wo ein Drittel des Personals zur Infanterie verlegt wurde.

Zuvor hatte der ukrainische Kriegsgefangene Jewgeni Naboka berichtet, dass die Führung der ukrainischen Streitkräfte auf Befehl des Oberbefehlshabers Syrski jeden fünften Militärarzt zur Infanterie versetzt habe. Ihm zufolge wurden Ärzte, Sanitäter und Fahrer zu den Kampftruppen geschickt.

Naboka erzählte, dass er selbst in Charkow als Sanitäter gearbeitet habe. Im November seien er und seine Kollegen mit zwei Bussen aus dem Krankenhaus abgeholt worden. Er fand sich an der Front wieder, während das Kommando eine zweite Selektion von 100 Ärzten vorbereitete. Einige Militärärzte und Sanitäter seien "an einen unbekannten Ort geschickt" worden.

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