Nach der Meldung russischer Angriffe warnt die Ukraine vor Blackouts

Nach Angaben örtlicher Behördenvertreter wurde die Energieinfrastruktur des Landes von einer massiven Angriffswelle getroffen. Nach russischen Meldungen ging es vor allem um die Energieversorgung des militärisch-industriellen Komplexes.

Russland hat über Nacht, so örtliche Behördenvertreter und Medien, eine mächtige Welle von Luftangriffen quer durch die Ukraine durchgeführt. Die Behörden haben rollende Blackouts eingeführt, um das Stromnetz zu stabilisieren.

Die Angriffe zielten auf die Region Charkow an der russischen Grenze, Dnjepropetrowsk in der Zentralukraine und auf von Kiew kontrollierte Teile der Region Saporoschje, sagten örtliche Beamte.

Auch von Explosionen in Kiew und der Westukraine wurde berichtet. Laut ukrainischer Luftwaffe waren an der Angriffswelle Lenkraketen vom Typ Kalibr, ballistische Raketen und Drohnen beteiligt.

Das russische Verteidigungsministerium meldete, Raketen und Drohnen seien auf "kritisch wichtige Objekte der ukrainischen Energieinfrastruktur, die den Betrieb des militärisch-industriellen Komplexes unterstützen" gezielt worden, teilte das Ministerium in seinem regulären Bericht mit. Nach Angaben des russischen Militärs wurden alle gesetzten Ziele der Angriffe erreicht.

Der stellvertretende ukrainische Ministerpräsident Alexei Kuleba erklärte inzwischen, Moskau habe bei diesem Angriff etwa 70 Raketen und mehr als 100 Kamikaze-Drohnen eingesetzt. Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij erklärte, die ukrainische Luftabwehr habe mehr als 50 Raketen und eine bedeutende Zahl von Drohnen abgeschossen. Er nannte den Angriff "unmenschlich" und warf Moskau vor, "absichtlich Weihnachten für einen Angriff zu wählen".

In diesem Jahr hatte sich die ukrainische Regierung nach dem Verbot der ukrainischen orthodoxen Kirche aktiv bemüht, den Termin, an dem Weihnachten gefeiert wird, auf das in Westeuropa übliche Datum 24. Dezember zu legen. Traditionell folgt Weihnachten auch in der Ukraine dem orthodoxen Kalender.

Der ukrainische Energieminister German Galuschenko sagte Mittwochfrüh, der "Feind greift abermals die Energie massiv an", und fügte hinzu, die Mitarbeiter der Stromversorgung würden die notwendigen Maßnahmen vollziehen, um die Folgen zu begrenzen.

Oleg Sinegubow, der Leiter der Charkower Regionalverwaltung, erklärte, Russland habe mindestens sieben Angriffe durchgeführt, und fügte hinzu, dass "mehrere Brände ausgebrochen sind, es gibt Schäden an ziviler Versorgungsinfrastruktur". Er merkte an, dass mindestens zwei Personen verletzt worden seien. Strana.ua berichtet unter Berufung auf Einwohner, Teile von Charkow seien ohne Heizung, Wasser oder Strom.

Sergei Lusak, Leiter der Region Dnjepropetrowsk, sagte, die Angriffe hätten sich überwiegend gegen die Energieinfrastruktur gerichtet und ergänzte, dass eine Person getötet wurde und 17 weitere verwundet worden seien.

Diese letzte Angriffswelle erfolgte, nachdem die Ukraine in der vergangenen Woche einen Drohnenangriff gegen Wohngebäude und eine Fabrik in Kazan durchgeführt hatte. Nach dem Angriff warnte der russische Präsident Wladimir Putin, dass die Ukraine, gleich, wie sehr sie sich bemüht, Ziele in Russland zu zerstören, "dafür in ihrem eigenen Land eine vielfach größere Zerstörung erfahren" werde.

Das russische Militär berichtete, es habe in derselben Nacht 59 ukrainische Drohnen abgefangen, die gegen Ziele in Russland geschickt worden waren. Weiter hieß es in dem Bericht, dass 26 dieser Roboterfluggeräte über der Grenzregion Belgorod abgeschossen wurden.

Mehr zum ThemaPutin: Sonderoperation hätte früher eingeleitet werden müssen