Am Sonntag hat Péter Magyar, Chef der ungarischen oppositionellen Tisza-Partei, während einer Pressekonferenz in Budapest dem Regierungschef Viktor Orbán illegale Bespitzelung vorgeworfen. "Geheimdienstler, die ihrem Land und nicht der Mafia-Regierung dienen, haben mir gesagt, dass mein Haus, unsere Büros und unsere Fahrzeuge seit Monaten abgehört werden", erklärte Magyar auf der Pressekonferenz unter dem Motto "Der ungarische Watergate-Skandal".
Laut Magyar habe die Regierung eine Verleumdungskampagne gegen ihn und seine Partei durchgeführt. Der Politiker behauptet, Orbán und seine Regierungspartei Fidesz spioniere ihn aus. Magyar sprach vom größten politischen Skandal auf der ungarischen politischen Bühne seit 30 Jahren und verglich die Ereignisse mit dem Watergate-Abhörskandal in den USA.
Die Watergate-Affäre ereignete sich im Jahr 1972. Fünf Unbekannte brachen in das Hauptquartier der Demokratischen Partei im Watergate-Gebäude in Washington ein, um kompromittierende Informationen gegen die Partei zu sammeln. Die Einbrecher installierten Abhöranlagen. Als sich später herausstellte, dass der damalige republikanische US-Präsident Richard Nixon an der Planung und Ausführung beteiligt war, musste er 1974 im Rahmen eines Amtsenthebungsverfahrens zurücktreten.
Magyar behauptet, die ungarische Regierung zettele eine Verschwörung an, um ihn mittels echten und von künstlicher Intelligenz produzierten gefälschten Mitschnitten von Privatgesprächen zu diskreditieren. Er fügte hinzu, dass seine Ex-Freundin Evelin Vogel von der Fidesz-Führung dafür bezahlt worden sei, Gespräche heimlich aufzuzeichnen.
"Die Regierung will uns zum Schweigen bringen, aber man kann nicht Millionen von Menschen zum Schweigen bringen", so Magyar. Er behauptet, dass Orbán von dem Komplott gewusst habe, lieferte allerdings keine Beweise dafür.
Mehrere Regierungsvertreter haben auf die Anschuldigungen reagiert. "Da hat wohl jemand aus Langeweile zu viele Spionagefilme gesehen", schrieb Regierungssprecherin Eszter Vitályos auf Facebook. "Habt keine Angst. In der Tisza-Partei hört man sich gegenseitig ab", resümierte sie.
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