Bereitet sich Ukraine auf Rückzug bis zum Dnjepr vor? Bauarbeiten deuten darauf hin

In einem Video zeigt ein ukrainischer Militärblogger Erdarbeiten unweit der ukrainischen Großstadt Dnjepropetrowsk. Darin sah er den Bau von Verteidigungsanlagen, die die russischen Truppen kurz vor dem Dnjepr stoppen sollen.

Die ukrainischen Streitkräfte (AFU) haben immer größere Schwierigkeiten, den Vorstoß der russischen Truppen an mehreren Frontabschnitten aufzuhalten. "Aktive Kampfhandlungen, die in bestimmten Richtungen fortgesetzt werden, erfordern eine ständige Erneuerung der Ressourcen der ukrainischen Einheiten", sagte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, General Alexander Syrski, am Samstag. Er fügte hinzu, dass die AFU jetzt eine der stärksten Offensiven der Russen seit Beginn des Konflikts  aufhalte.

Viele russische Militärbeobachter deuten darauf hin, dass die Stadt Pokrowsk (Krasnoarmeisk) die letzte befestigte Stadt im großen Steppengebiet in Richtung Dnjepr ist. Sollte die russische Armee die Stadt einnehmen, gelänge sie in den militärischen Operationsraum und könne auch in das benachbarte Gebiet Dnjepropetrowsk eindringen und bis zum Großfluss Dnjepr vorstoßen.

Offenbar hält auch die ukrainische Militärführung dieses Szenario für realistisch. Befestigungsanlagen, die am linken Ufer des Dnjepr gebaut werden, sind ein Beleg dafür. Ein ukrainischer Militärblogger namens "Bogdan" filmte beim Vorbeifahren Bagger und kilometerlange Gräben am Rande einer Autobahn in einem Vorort von Dnjepropetrowsk.

"Zehn Kilometer vom Dnjepr, in Pestschanka, werden mögliche Positionen ausgehoben, für den Fall, dass der Feind doch bis zum Dnjepr kommen kann", kommentierte "Bogdan". 

Das Video, das er am Dienstag auf TikTok veröffentliche, verbreitete sich im Netz rasant. Viele Abonnenten haben den Blogger in den Kommentaren kritisiert, dass er die geheime Informationen publik macht. Einige haben präzisiert, dass der Abstand bis zum Fluss an der gefilmten Stelle nicht zehn, sondern 27 Kilometer beträgt. Der russische Telegram-Kanal "Militärchronik" schrieb:

"Offenbar findet die Aktion in der Nähe des Dorfes Pestschanka in der Region Dnjepropetrowsk statt. Es befindet sich an der Kreuzung der beiden Autobahnen E105 und E50."

"Offenbar hat die ukrainische Führung wenig Hoffnung, Pokrowsk (Krasnoarmejsk) halten zu können", schrieb der russische Militärkorrespondent Jewgeni Poddubny dazu auf seinem Telegram-Kanal und postete zwei Luftaufnahmen mit Befestigungsanlagen in Form von Gräben und Panzersperren, sogenannten "Drachenzähnen". Andere Blogger verglichen die Maßnahmen mit dem Bau der sogenannten Surowikin-Linie, die russische Militäringeneure im vorigen Jahr im Gebiet Saporoschje errichtet hatten. Diese mehrstufigen Befestigungsanlagen haben die ukrainische "Gegenoffensive" im Sommer 2023 erheblich erschwert.

Der russische Außenminister Sergei Lawrow sagte am Samstag, dass Kiew wegen Verstößen gegen Vereinbarungen seine Territorien verliere. "Je länger die derzeitige ukrainische Führung, die vom Westen unterstützt wird, ein Abkommen nach dem anderen aufkündigt, desto weniger Territorien wird dieses Regime haben", erklärte Lawrow. Als Beispiele für gescheiterte Vereinbarungen nannte er "die Einigung über die Beilegung der Krise in der Ukraine" zwischen Ex-Präsident Wiktor Janukowitsch und der Opposition im Februar 2014, die Minsker Abkommen im Februar 2015 und die Vereinbarungen in Istanbul von April 2022.

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