Armenien fügt sich Frankreich in Sachen Cognac

Armenischer Hochprozentiger durfte von Sowjetzeiten bis heute ganz offiziell auch als Cognac bezeichnet werden. Für 2,9 Millionen Euro aus EU-Mitteln verzichtet Armenien zukünftig auf die Bezeichnung Cognac, die sie vertragsgemäß noch bis 2042 hätte nutzen dürfen.

Armeniens bekanntestes alkoholisches Getränk als Cognac zu bezeichnen, sei "respektlos" gegenüber Frankreich und könne den Handel des Landes mit der EU gefährden, erklärte der armenische Premierminister Nikol Paschinjan. Stattdessen forderte er die Bürger auf, das Getränk Branntwein zu nennen, auch in ihren eigenen vier Wänden.

Zu Sowjetzeiten war der "armenische Cognac" eine gut eingeführte Marke, ähnlich wie der "sowjetische Champagner", und beide Getränke waren in den Sowjetrepubliken sehr beliebt. Die Tradition, bestimmte Arten von Branntwein als "Cognac" zu bezeichnen, ist in den GUS-Ländern immer noch weit verbreitet, unabhängig vom Ort der Herstellung – einschließlich des "Dagestan Cognac", der von der Derbent Cognac Factory hergestellt wird.

Gemäß französischem Recht ist Cognac in der EU eine geschützte geografische Bezeichnung. Demnach darf nur ein starkes alkoholisches Getränk, das in der Gemeinde Cognac im Departement Charente im Südwesten Frankreichs hergestellt wird, offiziell diesen Namen tragen. So erklärte Paschinjan bei einer Regierungssitzung am Donnerstag:

"Cognac ist ein immaterielles Gut Frankreichs. Wir sollten nicht 'armenischer Cognac' sagen, auch nicht zu Hause. (...) Sich das immaterielle Gut eines anderen anzueignen, ist respektlos."

Ihm zufolge beruhten die armenischen Exportprobleme unter anderem auf der Namensgebung für das alkoholische Nationalgetränk. Jerewan arbeite bereits an der Lösung des Problems, so der Premierminister. "Geografische Genealogien sind in der modernen Wirtschaft sehr wichtig. (...) Cognac und Champagner sind in erster Linie geschützte geografische Namen von Regionen." Solange das Problem nicht gelöst sei, werde Armenien eine "rückständige Wirtschaft"‚ bleiben, die nicht in der Lage sei, sich in "die entwickelten Volkswirtschaften" des Westens zu integrieren, so Paschinjan.

Im Rahmen des umfassenden und vertieften Partnerschaftsabkommens (CEPA), das Jerewan 2017 mit der EU unterzeichnet hatte, durften armenische Alkoholhersteller ihre Produkte 25 Jahre lang unter dem Namen "armenischer Cognac" in den Block exportieren. Im Juni 2021 schloss die armenische Regierung jedoch ein weiteres Abkommen mit Brüssel ab. Danach stellte die EU dem ehemaligen Sowjetland 2,9 Millionen Euro zur Verfügung, wenn es im Gegenzug vollständig auf die Verwendung des Wortes Cognac im Namen seiner alkoholischen Getränke verzichtet.

Im Juni dieses Jahres erklärte der armenische Wirtschaftsminister Geworg Papojan, dass das Geld bereits überwiesen worden sei und dass der vorgeschlagene geografische Name für die Getränke "Armenischer Branntwein" sei. Dem Minister zufolge wird die Umbenennung der Getränke und ihre Vorbereitung auf den EU-Markt einige Zeit in Anspruch nehmen, da die Laborinfrastruktur, die Qualitätskontrollsysteme und die Zertifizierungsverfahren an die der EU angepasst werden müssen.

Mehr zum Thema – Für den Atomkrieg: EU fordert Bürger zum Anlegen von Notvorräten auf