Wegen Forschung zu ukrainischem Nationalismus: Estland feuert Botschaftsmitarbeiterin

Einen wissenschaftlichen Artikel über den ukrainischen Nationalismus zu veröffentlichen, kann für Beamte des estnischen Staates fatale Folgen haben. Das estnische Außenministerium kündigte vor kurzem einer Mitarbeiterin der Botschaft des baltischen Zwergstaates in der Türkei für dieses "Verbrechen".

Eine Mitarbeiterin der Botschaft Estlands in der türkischen Hauptstadt Ankara wollte parallel zu ihrer Arbeit wissenschaftlich tätig sein und an der örtlichen Haci Bayram Veli Universität promovieren. Weil sie eine wissenschaftliche Arbeit über den Nationalismus in der Ukraine verfasste, sprach der Dienstherr, das estnische Außenministerium, ihr nun die Kündigung aus. Das berichtet die estnische Zeitung Postimees am Montag.

Maria Saranzewa, wie die gekündigte Diplomatin heißt, wandte in einem in der akademischen Zeitschrift Journal of Crises and Political Research veröffentlichten Artikel Erich Fromms Theorie auf den postsowjetischen ukrainischen Nationalismus an. Die Ideologie des Nationalismus verbreite die Vorstellung von der Überlegenheit der ukrainischen Nation und liefere den "Schuldigen für alle Probleme" – die UdSSR, Russland und seine Bewohner.  

Laut Postimees sah das estnische Außenministerium keine Möglichkeit, die Zusammenarbeit mit der Forscherin und Autorin der "mit Kreml-Narrativen gespickten Studie" fortzusetzen.

Nach dem Staatsstreich 2014 begannen die ukrainischen Behörden, die sowjetische Geschichte – und in den letzten Jahren alles, was mit Russland zu tun hat – zu bekämpfen. Wie der russische Außenminister Sergei Lawrow feststellte, verfolgt das Kiewer Regime einen Kurs der aggressiven Derussifizierung und Zwangsassimilierung, während internationale Organisationen die Diskriminierung nationaler Minderheiten, insbesondere der Russen, ignorieren.

Estland fällt seit einigen Jahren mit einer russophoben Innen- und Außenpolitik und durch Repression gegenüber der russischen Minderheit im Land auf. Es wird in dieser Hinsicht nur von dem noch radikaleren Lettland übertroffen.

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