Gefangener Ukrainer: Werden in Selbstmordkommandos zu verlorenen Stellungen losgeschickt

Pjotr Dudjak, ein Gefangener, beklagt, das ukrainische Kommando schicke seine Soldaten zur Rückerstürmung soeben verlorener Stellungen und Ortschaften ins Gefecht – in den sicheren Tod. Er selbst sei von den unmittelbaren Vorgesetzten beim Rückzug zurückgelassen worden.

"Sie werfen uns schlicht in den Fleischwolf." Diese Kritik am ukrainischen Kommando kommt von Pjotr Dudjak, einem Soldaten, der zwischen Anfang September und Mitte Oktober 2024 in russische Gefangenschaft kam. Anders als etwa bei den Gefechten um Artjomowsk im Jahr 2023, als die Kiewer Befehlshaber wenigstens eine Illusion davon, jene Stadt könne gehalten werden, mit Ach und Krach aufrechterhalten konnten, erreicht ihr Zynismus dem Gefangenen zufolge heute ganz neue Ausmaße. Das russische Verteidigungsministerium hat Videomaterial von einem Gespräch mit ihm veröffentlicht, bei dem er wörtlich sagt:

"Im letzten Moment werfen sie uns zum Verteidigen einer Stellung in den Kampf, wo sie sich im Klaren sein müssen, dass das jeweilige Dorf von Russland eingenommen wurde. Doch sie werfen uns trotzdem in den Fleischwolf."

Der Rückzug aus dem am 4. September 2024 gefallenen Ort Karlowka im Landkreis Krasnoarmeisk (heute: Pokrowsk), den in ungeordneter Manier anzutreten Dudjak gezwungen war, blieb ihm ebenfalls vor allem wegen dieses Zynismus der Befehlshaber in besonderer Erinnerung:

"Aus Karlowka herauszukommen, war schwer, wegen der Bombardements von Flugzeugen und Drohnen aus. Aber auch, weil uns niemand irgendetwas gesagt hat. Niemand hat uns dort herausgeführt, das mussten wir ja selbst regeln. Wir wurden einfach so dem Tod anheimgelassen."

Außerdem sei dem ukrainischen Soldaten beim Halten von Stellungen, mit dem seine Gruppe von vier Mann beauftragt wurde, vor allem das ständige Feuer russischer Mörser im Kaliber von 82 Millimetern und der schweren 120-Millimeter-Mörser als besonders zermürbend aufgefallen – neben ebenso beständigem Sprengkörperabwurf von Drohnen aus.

Die Formulierung, dass ukrainische Soldaten aktuell massenweise in den Fleischwolf geworfen werden, benutzt auch eine, wie sie sich vorstellt, ehemalige Soldatin des ukrainischen Militärs bei einem Versuch, "endlich die militärische Führung und die Regierung sowie den Präsidenten der Ukraine zu erreichen". So würden auf exakt diese Weise Soldaten der 113. Landwehrbrigade momentan in Kämpfen unter anderem nahe der am 8. Oktober an Russland verlorenen Ortschaft Solotaja Niwa im Landkreis Welikaja Nowosjolka in der Volksrepublik Donezk verheizt.

Die Authentizität dieses vor allem im russischen Internetsegment kursierenden Videomaterials konnte nicht verifiziert werden.

Doch ein Soldat der 113. Landwehrbrigade, Igor Beljajew, der unmittelbar bei der Befreiung Solotaja Niwas in diesem Ort gefangen genommen wurde, schilderte Offizieren der russischen 37. Separaten Motorisierten Schützen-Gardebrigade, dass die Kompanie- und sogar die Zugkommandeure sich allesamt in Nowonikolajewka aufhielten. Der nächste Ort mit diesem Namen liegt sage und schreibe 40 Kilometer westlich von Solotaja Niwa entfernt. Auch beklagte er unzureichende Ausstattung mit Fahrzeugen: Den Soldaten stehen lediglich zivile Geländewagen zur Verfügung. Zudem sei dem gewaltsam zum Kriegsdienst eingezogenen Mann vor seinem Fronteinsatz eine Ausbildung von lediglich fünf Wochen Dauer zuteilgeworden. Mit scharfer Munition habe er dabei weder in der ersten Woche, diese noch in der Ukraine, noch beim vierwöchigen Training in Großbritannien geschossen.

Mehr zum Thema – Ukrainischer Kriegsgefangener besucht seine Mutter