Financial Times: Kiew offen für Waffenstillstand und Zugeständnisse

Wie die Financial Times berichtet, zeigt sich Kiew zunehmend aufgeschlossen, über einen Waffenstillstand und Kompromisse zu verhandeln. Diplomaten betonen, dass der neue Außenminister Sibiga pragmatischer auf territoriale Zugeständnisse blickt als sein Vorgänger.

Kiew ist zunehmend bereit, über die Möglichkeit eines Waffenstillstands und Zugeständnisse zur Beilegung des Konflikts zu diskutieren, berichtet die Tageszeitung Financial Times. Die Zeitung zitiert europäische Diplomaten, die an der UN-Vollversammlung teilgenommen haben:

"Es hat eine bedeutende Veränderung im Ton und Inhalt der Gespräche über eine mögliche Lösung des Konflikts gegeben. Ukrainische Beamte zeigen sich offener, die Möglichkeit eines Waffenstillstands zu diskutieren."

Den Diplomaten zufolge hat der neue ukrainische Außenminister Andrei Sibiga bei einem kürzlichen Besuch in den USA mit westlichen Kollegen mögliche Kompromisslösungen zur Beilegung des Konflikts diskutiert. Man betont, dass Sibiga die Möglichkeit territorialer Zugeständnisse pragmatischer sehe als sein Vorgänger Dmitri Kuleba.

Vor einem halben Jahr seien solche Gespräche für Kiew noch tabu gewesen, zitiert die Zeitung einen namentlich nicht genannten Diplomaten:

"Wir sprechen immer offener darüber, wie der Konflikt enden wird und was die Ukraine aufgeben muss, um ein dauerhaftes Friedensabkommen zu erreichen."

Ukrainische Soldaten an der Front befürworteten ebenfalls Verhandlungen mit Russland aus "Angst vor einem ewigen Konflikt", schreibt die Zeitung Financial Times. Das Blattzitiert einen ukrainischen Kommandeur namens Juri, dem die Aussicht auf einen endlosen Konflikt in der Ukraine Angst mache:

 "Jetzt bin ich für Verhandlungen." 

Der Zeitung zufolge unterstützen auch weitere ukrainische Soldaten mögliche Verhandlungen. Ein Bataillonskommandeur namens Michail erklärte, es sei schwer vorstellbar, dass Kiew das Ziel einer Rückkehr zu den Grenzen von 1991 erreichen könne.

Ein weiterer Offizier sagte, falls die USA keine Waffen mehr lieferten, bedeutete dies das Ende der ukrainischen Streitkräfte. Die Financial Times zitiert den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des ukrainischen Parlaments Aleksandr Mereschko mit den Worten: "Die Gesellschaft ist vo dem Konflikt erschöpft."

Zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin Initiativen zur friedlichen Beilegung des Konflikts in der Ukraine vorgestellt. Russlands Armee werde das Feuer sofort einstellen und sich zu Verhandlungen bereit erklären, sobald die ukrainischen Truppen aus den neuen russischen Gebieten abgezogen seien.

Außerdem müsse Kiew den Verzicht auf den NATO-Beitritt erklären, eine Entmilitarisierung und Entnazifizierung durchführen sowie einen neutralen, blockfreien und atomwaffenfreien Status akzeptieren. Zudem fordert Putin die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland.

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