Hammerangriff auf russischen Oppositionellen: Nawalny-Team beschuldigt Ex-Chodorkowski-Partner

Leonid Newslin, Milliardär und Ex-Partner von Michail Chodorkowski, soll den Angriff auf Leonid Wolkow, den Anhänger von Alexei Nawalny, angeordnet haben. Dies behauptet das Team des verstorbenen Oppositionellen. Newslin und Chodorkowski weisen die Vorwürfe zurück.

Die Stiftung für Korruptionsbekämpfung FBK, das Team des verstorbenen Oppositionspolitikers Alexei Nawalny, hat einem russisch-israelischen Milliardär vorgeworfen, den Angriff auf Nawalnys Verbündeten, Leonid Wolkow, angeordnet zu haben. Laut einer Erklärung vom Dienstag handelt es sich um Leonid Newslin, den ehemaligen Mitbesitzer des Yukos-Ölunternehmens des Kremlkritikers Michail Chodorkowski. Newslin lebt seit 2003 in Israel.

Mit Verweis auf die ihnen zur Verfügung stehenden Daten behauptete Nawalnys Team, dass Newslin das Verprügeln und die Verschleppung von Wolkow im März 2024 in Auftrag gegeben habe. Er sei aber mit dem Ergebnis unzufrieden gewesen und habe sich geweigert, den Tätern 250.000 US-Dollar zu zahlen. Dies habe einen Streit zwischen dem Geschäftsmann und dem vermeintlichen Organisator des Angriffs verursacht.

Nawalnys Team erklärte, es verfüge über Audio- und Videomaterial, das Newslins Beteiligung an dem Angriff bestätigen soll. Die Quelle der Informationen sei Andrei Matus, der auf Newslins Anordnung die Mobiltelefone der Täter beschlagnahmen sollte. Das Team habe ein Treffen mit Matus in Montenegro arrangiert, bei dem er einen Mitschnitt seines Telefongesprächs mit Newslin abgespielt habe. Außer dem Angriff auf Wolkow sollen sie auch Attacken auf zwei weitere Oppositionelle im Exil besprochen haben. Nachdem Matus erfahren habe, dass er kein Geld für seine Informationen bekommen werde, sei er "verschwunden". Nach ein paar Wochen sei sein Material auf der Website des Senders Russia Today erschienen.

Newslin bestritt alle Vorwürfe und betonte, er habe nichts mit Angriffen auf Menschen zu tun. Weiter schrieb er auf Telegram Folgendes:

"Ich sehe keinen Sinn darin, die Einzelheiten dieses in Moskau fabrizierten 'Leak' zu diskutieren. Lassen Sie diese sogenannten 'Materialien' zunächst von einer unabhängigen Untersuchung und, wenn die Ermittler es für notwendig halten, von einem Gericht in einem demokratischen Land bewerten. Ich bin überzeugt, dass die Justiz die Absurdität und völlige Unhaltbarkeit der Anschuldigungen gegen mich bestätigen wird."

Chodorkowski erklärte diesbezüglich, dass er Newslin für verrückt halte, sollten diese Anschuldigungen wahr sein. Andererseits könnte es eine Provokation des russischen Sicherheitsdienstes FSB oder ein teurer Fake sein. Davon habe Chodorkowski bereits eine Menge gesehen, beispielsweise im Magnitski-Fall. Weiter forderte Chodorkowski, dass die Vorwürfe von den Strafverfolgungsbehörden untersucht würden:

"Aus irgendeinem Grund wählt [FBK-Ermittlerin] Maria Pewtschich selbstbewusst die erste Version. Aus durchaus nachvollziehbaren Gründen neige ich zur zweiten."

Die FBK benachrichtigte nach eigenen Angaben die Strafverfolgungsbehörden der Länder, in denen Newslin sich vermutlich befindet, und erklärte sich bereit, die genannten Materialien zu übergeben.

Wolkow war am 12. März außerhalb seines Hauses in Litauen mit Tränengas und einem Hammer angegriffen worden. Die polnischen Behörden erklärten die Festnahme dreier möglicher Täter, während Litauen die russischen Sicherheitsdienste des Angriffs verdächtigte.

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