Die ukrainischen Regierungspolitiker hätten den Kontakt zur eigenen Bevölkerung verloren, diese wolle nicht im Konflikt mit Russland sterben. Das sagte der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko. Und er fügte hinzu, dass Präsident Wladimir Selenskij seiner Einschätzung nach nicht mehr auf die Unterstützung der Mehrheit des Volkes bauen könne.
In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem Fernsehsender Rossija 1 erklärte Lukaschenko, dass die neonazistische Ideologie Kiews bei der Bevölkerung des Landes keinen Anklang finde.
"Es gibt keine Nazis mehr", teilte der weißrussische Präsident mit und argumentierte, dass die wenigen in der Ukraine verbliebenen "fanatischen" Nationalisten "nicht mehr den Trend vorgeben", weshalb das Land "entnazifiziert" worden sei – eines der erklärten Ziele von Moskaus Militäroperation im Nachbarstaat.
Laut Lukaschenko "hassen" rund 70 Prozent der Ukrainer "Selenskij, weil er das eine verspricht und das andere tut; weil Menschen sterben." Er ging nicht näher auf die Statistiken ein, die seinen Schätzungen zugrunde liegen, wies aber darauf hin, dass sein Land in letzter Zeit mit einem großen Zustrom von Ukrainern im kampffähigen Alter konfrontiert sei, die mit ihren Familien "vor dem Krieg fliehen."
Weißrussland biete den Geflüchteten Arbeit und Unterkunft an, so Lukaschenko im Interview, während auch ein Teil der Menschen in westliche Länder weitergezogen seien. Lukaschenko wörtlich:
"99 Prozent von ihnen sind Männer, die nicht kämpfen wollen."
Aus den Anfang Juni veröffentlichten Umfrageergebnissen des Internationalen Instituts für Soziologie in Kiew geht hervor, dass rund 43 Prozent der Ukrainer glauben, die Demokratie sei unter Selenskij im Niedergang begriffen. Davon geben 28 Prozent der Regierung die Schuld, während 11 Prozent den Konflikt mit Russland als Hauptursache anführen. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass sich die wirtschaftlichen Bedingungen, einschließlich der Transparenz und der Fairness der Regierung gegenüber Unternehmen, unter Selenskij verschlechtert hätten.
Selenskij ist nachweislich an der Macht geblieben, obwohl seine Amtszeit offiziell am 20. Mai 2024 abgelaufen war. Er hatte zudem die diesjährigen Wahlen abgesagt und sich dabei auf das Kriegsrecht berufen, das er aufgrund des Konflikts verhängt hatte.
Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte jüngst, dass die Legitimität des ukrainischen Staatschefs als Präsident erloschen sei. Nach Angaben des russischen Auslandsnachrichtendienstes (SWR) lag Selenskij Zustimmungsrate bereits vor dem offiziellen Ende seiner Amtszeit bei nur 17 Prozent.
"Über 70 Prozent der Öffentlichkeit misstrauen allen ukrainischen Medien, während etwa 90 Prozent das Land verlassen möchten", erklärte der SWR im Mai und fügte hinzu, dass die Situation auch bei den westlichen Unterstützern Kiews Besorgnis ausgelöst habe.
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