Führungswechsel: Linke-Vorsitzenden Wissler und Schirdewan kündigen Rückzug an

Das Führungsduo der Linken hat seinen Rücktritt angekündigt. Janine Wissler und Martin Schirdewan wollen beim Parteitag im Oktober nicht erneut für den Vorsitz kandidieren. In einem Leitantrag des Vorstands ist von einer "gefährlichen, existenzbedrohenden Situation" für die Partei die Rede.

Angesichts jüngster Wahlniederlagen und dramatisch schlechter Umfrageergebnissen haben Die Linke-Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan ihren Rückzug angekündigt. Sie wollen beim Parteitag im Oktober nicht erneut für den Vorsitz kandidieren.

Beide habe sich diese Entscheidung "nicht leicht gemacht und lange abgewogen, was in dieser Situation sinnvoll ist", erklärte Janine Wissler. "Ich nehme wahr, dass es in Teilen der Partei den Wunsch nach einem personellen Neuanfang gibt", so die Noch-Vorsitzende.

Wissler teilte per X-Posting mit:

"Es ist nicht immer leicht, Vorsitzende von der Partei Die Linke zu sein, aber es war mir immer eine Ehre. Auf dem kommenden Parteitag in Halle werde ich nicht erneut kandidieren. Danke an alle, die mich in den letzten Jahren begleitet und unterstützt haben."

Auch Schirdewan sei die Entscheidung nach eigenem Bekunden nicht leicht gefallen und erst "nach gründlichem Nachdenken in den zurückliegenden Wochen" in ihm gereift. Die Linke brauche in der jetzigen Situation "neue Perspektiven und Leidenschaft", um "die notwendige Erneuerung voranzutreiben", so Schirdewan.

Am Samstag beschloss der Vorstand einen Leitantrag für den bevorstehenden Parteitag, worin von einer "gefährlichen, existenzbedrohenden Situation" für Die Linke die Rede ist. "Wir waren nicht gut genug dabei, Skepsis und Verunsicherung genauso anzunehmen wie Ungeduld und Empörung", übt sich der Vorstand in Selbstkritik.

Der in den letzten Jahren stetig zu verzeichnende Abwärtstrend in der öffentlichen Wahrnehmung wurde durch die Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) im vergangenen Herbst beschleunigt. Dadurch verlor die Linke im Bundestag ihren Fraktionsstatus.

Bei der Europawahl im Juni erhielt die Partei lediglich 2,7 Prozent, in bundesweiten Umfragen liegt sie derzeit ebenfalls nur bei drei Prozent. Das BSW schneidet deutlich besser ab; das gilt auch für Umfragen zu den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im September. Die ostdeutschen Bundesländer waren früher Hochburgen der Linken.

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