Mehrere ukrainische Kämpfer, die sich bei Kiews Einmarsch in der Region Kursk ergeben haben oder gefangen genommen wurden, gaben zu, dass sie bei dem Abtransport russischer Zivilisten an einen unbekannten Ort geholfen haben. Zuvor waren ihnen während eines Verhörs Videobeweise von ihren eigenen Überwachungskameras vorgelegt worden.
Die Aufnahmen zeigen, wie bewaffnete ukrainische Kämpfer russische Männer – einige von ihnen geschlagen, mit verbundenen Augen und gefesselten Händen – aus Privathäusern eskortieren und sie gewaltsam in einen Lastwagen verfrachten. Es wird vermutet, dass es sich um Zivilisten handelt, die in dem Dorf Gontscharowka entführt wurden, das etwa acht Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt liegt.
Bei der Befragung wurden die ukrainischen Gefangenen gebeten, das Filmmaterial zu erläutern und zu erklären, wen sie in das Fahrzeug geladen hatten und warum. Einer der Kriegsgefangenen behauptete zunächst, dass es sich bei den Männern um russische Wehrpflichtige handelte, die von den Ukrainern gefangen genommen worden waren. Später gestand er aber ein, dass mindestens drei von ihnen in Wirklichkeit "Zivilisten waren, die dort jemanden besucht haben".
Der gefangene ukrainische Soldat betonte, dass seine Einheit lediglich den Auftrag hatte, die Menschen einzusammeln und sie der Militärpolizei zu übergeben. Er behauptete, sie wüssten nicht, warum die Zivilisten weggebracht worden seien, und wiederholte, dass ihre Aufgabe lediglich darin bestanden habe, sie zu transportieren.
Die Ukrainer erklärten, sie hätten seit dem Frühjahr letzten Jahres als Späher beim Militär gedient, allerdings nicht in ihrem "Spezialgebiet". Ein Kriegsgefangener gab zu, in Deutschland ausgebildet worden zu sein, während ein anderer behauptete, er habe nur eine militärische Grundausbildung erhalten.
Das Video des Verhörs, das von Generalmajor Apti Alaudinow, dem Kommandeur der Achmat-Spezialeinheiten aus der russischen Republik Tschetschenien, durchgeführt wurde, wurde am Samstag auf Telegram veröffentlicht.
Das ukrainische Militär hat in der vergangenen Woche einen Vorstoß in die russische Grenzregion unternommen, um Moskaus Streitkräfte von der Donbass-Front abzulenken, ihnen größtmögliche Verluste zuzufügen, die Lage in Russland zu destabilisieren und Präsident Wladimir Putin zu zwingen, in einen "fairen Verhandlungsprozess" einzutreten, wie es aus Kiew heißt.
Der Vormarsch wurde zwar vom russischen Militär gestoppt, doch mehrere Ortschaften in der Region befinden sich noch immer unter ukrainischer Kontrolle. Nach Angaben des amtierenden Gouverneurs der Region Kursk wurden bei dem grenzüberschreitenden Angriff mindestens ein Dutzend russische Zivilisten getötet und mehr als 120 verwundet; mehr als 120.000 Einwohner wurden evakuiert.
Am Samstag erklärte Alaudinow, dass die in dem Gebiet stationierten ukrainischen Militärreserven "immer weniger werden", da sich die Soldaten in den vergangenen Tagen massenhaft ergeben haben. Putin und andere russische Vertreter haben betont, dass keine Friedensgespräche mit Kiew möglich sind, solange das ukrainische Militär Zivilisten angreift und das Kernkraftwerk Kursk bedroht.
Mehr zum Thema - Falls Ukraine AKW Kursk angreift: Russland kündigt harte Reaktion an