London wirbt für Einsatz von Storm-Shadow-Raketen auf Ziele tief in Russland

Kiew darf britische Waffen gegen Ziele auf russischem Boden einsetzen. Nur die Langstreckenraketen vom Typ Storm Shadow dürfen weiterhin nicht bei Angriffen auf Ziele innerhalb Russlands eingesetzt werden. Der Westen befürchtet angeblich eine weitere Eskalation des Konflikts.

Die ukrainischen Streitkräfte dürfen die von Großbritannien gelieferten Waffen gegen Ziele auf russischem Boden einsetzen. Nur die Langstreckenraketen vom Typ Storm Shadow dürfen nach dem Willen der britischen Regierung nicht für Angriffe auf Ziele innerhalb der russischen Grenzen eingesetzt werden. Das britische Verteidigungsministerium hat mitgeteilt, dass seine offizielle Position unverändert sei und bestätigte, dass Kiew ein "Recht auf Selbstverteidigung gegen Russlands illegale Angriffe habe, das Operationen innerhalb Russlands nicht ausschließe".

Am Mittwoch gab der frühere Verteidigungsminister Ben Wallace gegenüber der Zeitung The Times bekannt, dass er während seiner Amtszeit der Ukraine die Erlaubnis erteilt habe, Ziele innerhalb Russlands mit "allen zur Verfügung gestellten Waffen" anzugreifen, mit Ausnahme der Langstreckenraketen vom Typ Storm Shadow.

Wallace deutete an, dass dies auch für Kiews Kursk-Offensive gelte. Da der Angriff auf die Logistik und die Infrastruktur der russischen Militäroperation in der Ukraine abziele, sei es für Kiew "völlig legitim", britische Waffen zu verwenden, sagte er. Weiter betonte der Politiker, dass der Einsatz britischer Waffen gegen Ziele in Russland im Einklang mit dem Völkerrecht erfolgen muss.

Hinter den Kulissen versuche London jedoch, seine Verbündeten davon zu überzeugen, der Ukraine den Einsatz der ihr zur Verfügung gestellten Storm-Shadow-Langstreckenraketen für Angriffe auf Ziele innerhalb Russlands zu genehmigen, berichtet The Times weiter. Bisher habe der Westen gezögert, der ukrainischen Armee diese Erlaubnis zu erteilen, weil man eine weitere Eskalation des Konflikts befürchte.

Am Montag berichtete die Zeitung The Telegraph, dass die britische Regierung der Ukraine weiterhin keine Genehmigung für den Einsatz von Storm Shadow im Rahmen der Kursk-Operation erteilt habe. Laut der Zeitung liege die Entscheidung darüber, wie Kiew die Raketen einsetzen dürfe, nicht allein bei London, da die Waffen in Zusammenarbeit mit Frankreich hergestellt würden. Dies bedeute, dass auch Paris in der Diskussion über die Nutzung der Raketen etwas zu sagen habe.

Die Reichweite der Storm Shadow beträgt bis zu 560 Kilometer und somit die dreifache Reichweite der bisher von der Ukraine eingesetzten Raketen. John Foreman, der frühere britische Verteidigungsattaché in Moskau, sagte gegenüber The Times, dass taktische Waffen mit geringerer Reichweite für Russland "viel weniger neuralgisch" seien. "Gepanzerte Fahrzeuge, Maschinengewehre und Panzerabwehrwaffen sind eine ganz andere Sache", sagte er und fügte hinzu, dass dies erkläre, warum die Verbündeten zögerten, der Ukraine die Genehmigung zum Einsatz von Storm Shadow zu erteilen.

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