Seit Kriegsbeginn in der Ukraine haben viele EU-Länder Schritte unternommen, um ihre Gasquellen zu diversifizieren. Allerdings sei die Diversifizierung der Energieversorgung in Europa nur möglich, wenn das Gas aus Russland sowie aus weiteren Ländern kommt. Dies hat der serbische Vize-Ministerpräsident Aleksandar Vulin am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti erklärt. "Alle Gespräche über die Diversifizierung der Energieversorgung in Europa sind unter der Voraussetzung möglich, dass Gas aus Russland und anderen Ländern kommt. Wenn die Lieferungen aus Russland eingestellt werden, gibt es keine ausreichenden Mengen aus anderen Quellen", sagte er.
Russland hat Serbien im vergangenen Jahr 2,68 Milliarden Kubikmeter Gas geliefert, in diesem Jahr dürften es mehr als drei Milliarden Kubikmeter sein. Dies erklärte Dušan Bajatović, Direktor von Srbijagas ‒ dem staatlichen Unternehmen, das Erdgas in Serbien liefert ‒, in einem Interview mit RIA Nowosti im März. Serbien erhielt russisches Gas von Gazprom über die TurkStream-Gaspipeline und die Balkan-Stream-Pipeline (bulgarischer Abschnitt der Festland-Pipeline von TurkStream).
Ende Mai 2022 unterzeichneten Moskau und Belgrad ein Abkommen, laut dem Serbien in den nächsten drei Jahren zwischen 310 und 408 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter Gas zahlen wird. Das serbische Unternehmen hat mit Gazprom vereinbart, die Winterlieferungen von 6 Millionen auf 11 Millionen Kubikmeter täglich zu erhöhen. Laut dem Vertrag gelten diese Bedingungen bis Juni 2025.
Russland verkauft Gas an serbische Verbraucher billiger, während der Durchschnittspreis auf dem europäischen Markt über 400 US-Dollar betrug. Nachdem die ukrainischen Streitkräfte am vergangenen Dienstag jedoch einen Angriff auf das russische Grenzgebiet Kursk unternommen hatten, sind die Preise auf dem europäischen Gasmarkt gestiegen. Die Gaslieferungen durch das Gebiet Kursk laufen über den Knotenpunkt Sudscha. Seit 2022 ist Sudscha die einzige Transitroute für russische Gaslieferungen durch die Ukraine nach West- und Osteuropa. Derzeit sind die Slowakei, Österreich, Italien sowie Transnistrien die Hauptempfänger des russischen Gases über diese Route.
Wegen der Befürchtungen, dass die Gaslieferungen aus Russland nach Europa entlang der ukrainischen Route wegen der Kämpfe im Grenzgebiet gestoppt werden könnten, hat der Preis für europäisches Erdgas gleich am nächsten Tag infolge des Angriffs den höchsten Stand im laufenden Jahr erreicht. Er nahm um 5,68 Prozent zu und belief sich auf 38,78 Euro je Megawattstunde (oder 438 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter). Heute beträgt der Preis 42,82 Euro je Megawattstunde (oder 491,02 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter).
Mehr zum Thema – Wozu ein Angriff auf die Gasinfrastruktur im Gebiet Kursk führen würde