Die meisten ehemaligen Ostblock-Staaten, die der NATO beigetreten sind, haben die Rekrutierungsziele seit Jahren verfehlt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Die Länder haben Schwierigkeiten, junge Menschen zu rekrutieren und erfahrene Soldaten in der Region zu halten, in der Polen, Ungarn, Rumänien und die Slowakei alle eine Grenze mit der Ukraine haben.
Auch Tschechien kämpft mit sinkenden Zahlen. Der Mangel an Soldaten habe dazu geführt, dass die Armee-Einheiten unterbesetzt und daher nicht kampfbereit seien, so die Agentur. "Wenn wir nichts dagegen unternehmen, könnten wir möglicherweise unsere Friedenssicherung und Abschreckungspotenziale verlieren", sagte General Karel Rehka, Chef der tschechischen Streitkräfte, gegenüber Reuters. Etwa achtzig tschechische Schülern nehmen in diesem Sommer an einem vierwöchigen speziellen Militärtraining teil, um das Leben in der Armee kennenzulernen. "Wenn wir die Ausrüstung modernisieren, aber nicht genügend kompetente und motivierte Menschen haben, ist das Geldverschwendung", betonte er.
Polen will seine Armee um 300.000 Soldaten vergrößern. Nach Angaben des polnischen Verteidigungsministeriums sei die Zahl der Rekruten zwar gestiegen, aber im Jahr 2023 habe eine Rekordzahl von 9.000 Berufssoldaten den Dienst verlassen. Die Behörden haben vor kurzem eine Rekrutierungskampagne mit dem Titel "Ferien bei der Armee" gestartet, die Bürgern im Alter von 18 bis 35 Jahren eine 28-tägige militärische Grundausbildung bietet.
Da die Arbeitslosenquote in ganz Osteuropa niedrig sei, bestehe eine Herausforderung darin, junge Menschen davon zu überzeugen, sich für weniger Geld zu melden, als sie in der Privatwirtschaft verdienen können. "Wir haben diese Herausforderungen aufgrund des hart umkämpften Arbeitsmarktes", sagte General Karol Dymanowski, Erster Stellvertretender Chef des Generalstabs der polnischen Streitkräfte, gegenüber Reuters.
Auch Ungarn strebt eine große Armee an. Das ungarische Militär hat eine Medienkampagne mit Plakaten, Anzeigen und einer Fernsehserie zum Thema Militär gestartet, die bis Ende 2024 ausgestrahlt werden soll, um neue Soldaten anzulocken.
Nach den jüngsten Daten des rumänischen Verteidigungsministeriums seien 43 Prozent der Offiziersposten und mehr als 23 Prozent der Positionen für Soldaten unbesetzt. Um neue Soldaten für den Armeedienst anzuwerben, habe die Regierung Rekrutierungskampagnen eingeleitet. Das Land verfügt über Patriot-Raketenabwehrsysteme und F-16-Kampfjets. Aber es gibt nicht genügend ausgebildete Militärs, daher ist ein Teil dieser Waffensysteme nicht einsatzfähig.
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