"Als wüssten sie nichts" – Moskau untersucht neue Berichte über Kriegsverbrechen in der Ukraine

Die New York Times hat mehrere Gräueltaten aufgedeckt, die mutmaßlich von westlichen Söldnern an russischen Kriegsgefangenen begangen wurden. Moskau wirft dem Westen vor, Kiews Kriegsverbrechen zu ignorieren – und leitete eine Untersuchung zu den jüngst bekannt gewordenen Vorfällen ein.

Das russische Untersuchungskomitee hat angekündigt, Kriegsverbrechen zu untersuchen, die von einer für die Ukraine kämpfenden Söldnereinheit begangen worden sein sollen. Moskau warf dem Westen unterdessen vor, die durch Kiew begangenen Menschenrechtsverletzungen in dem Konflikt zu ignorieren.

Am Samstag veröffentlichte die New York Times (NYT) einen Bericht über die Hinrichtung russischer Kriegsgefangener durch die sogenannte Chosen Company, eine internationale Söldnereinheit, die von einem ehemaligen Soldaten der US Army National Guard angeführt wird. In einem Fall soll ein schwer verletzter russischer Soldat getötet worden sein, als er sich ergab und um Hilfe bat.

"Die Ermittler des russischen Ermittlungskomitees werden weitere Verbrechen der bewaffneten Formationen der Ukraine untersuchen", teilte die Behörde am Samstag auf ihrem Telegramm-Kanal mit. Weiter bemerkte sie, dass "in den Medien Informationen über ein Verbrechen an einem verwundeten russischen Kriegsgefangenen kursieren, der durch einen Kopfschuss getötet wurde".

Zuvor hatte der russische Botschafter für Verbrechen in der Ukraine, Rodion Miroschnik, erklärt, dass "alle in der Veröffentlichung zitierten Daten von den Strafverfolgungsbehörden überprüft und analysiert werden". Er fügte hinzu, dass Moskau auch verlangen werde, dass internationale Organisationen mit Vertretern in der Ukraine die Informationen überprüfen, die, falls sie sich bestätigen sollten, "als Verletzung zentraler Normen und Grundsätze des humanitären Rechts, die auf Kriegsverbrechen hinauslaufen", eingestuft würden.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, kommentierte den NYT-Artikel mit dem Hinweis, dass die Gräueltaten des Kiewer Regimes zwar seit Langem bekannt seien, die US-Medien jedoch mehrere vom russischen Außenministerium vorgelegte und im UN-Sicherheitsrat eingereichte Berichte über Menschenrechtsverletzungen ignoriert hätten.

"Es ist amüsant zu beobachten, wie amerikanische Journalisten und Medienplattformen so tun, als wüssten sie nichts von der Misshandlung der friedlichen Bevölkerung des Donbass, der jetzt zu den neuen russischen Regionen gehört, durch das Kiewer Regime. Sie tun so, als wüssten sie nichts von der Folter, die die ukrainische Armee und die Sicherheitskräfte den Menschen zufügen. Das ist lächerlich", sagte Sacharowa in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der russischen Zeitung Iswestija.

Im vergangenen Jahr hatte Moskau eine Untersuchung wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen französischer Söldner eingeleitet, nachdem ein Foto aufgetaucht war, das drei russische Kriegsgefangene zeigt, die aus nächster Nähe erschossen wurden.

Nach Angaben des Untersuchungskomitees kämpfen derzeit mehr als 3.100 ausländische Söldner in der Ukraine, die meisten von ihnen US-amerikanische, kanadische und britische Staatsbürger. Moskau hat wiederholt davor gewarnt, dass Söldner nach internationalem Recht nicht als Kombattanten betrachtet werden und das Beste, worauf sie hoffen können, wenn sie lebend gefangen genommen werden, "ein Gerichtsverfahren und maximale Haftstrafen" sind.

Mehr zum Thema - Orbán-Friedensmission in Moskau: EU entlarvt sich als Kriegsbündnis