Die Gewinnwarnung, die Airbus jüngst herausgegeben hat, hat den Aktienkurs des Unternehmens rapide fallen lassen, zeitweise um bis zu neun Prozent. Statt sieben Milliarden Euro Gewinn vor Steuern und Zinsen sollen es im laufenden Jahr "nur noch" 5,5 Milliarden werden.
Das deutsch-französische Unternehmen der Luft- und Raumfahrt mit 120.000 Beschäftigten leidet unter zwei Problemen. Das erste sind die Abschreibungen der ArianeGroup im Bereich Raumfahrt, die für das Jahr 2023 etwa 900 Millionen Euro betragen. Auch der Auftrag der NASA für zwei Klima-Satelliten im März änderte die allgemein bescheidenen Aussichten in diesem Bereich des Konzerns nicht. Airbus steht hier in unmittelbarer Konkurrenz zu SpaceX von Elon Musk, weil beide sowohl die Satelliten als auch deren Transport ins All anbieten. Airbus ist an der ArianeGroup zu 50 Prozent beteiligt.
Erstaunlicher als Verluste im Sektor Raumfahrt ist allerdings, dass es Airbus nicht einmal gelingt, im Flugzeugbau aus den Schwierigkeiten des Erzkonkurrenten Boeing Profit zu schlagen. Statt der geplanten 800 Exemplare eines Airbus A320 werden dieses Jahr nur 770 Stück gebaut werden. Das ehrgeizige Ziel, monatlich 75 Flugzeuge herzustellen, musste um ein weiteres Jahr nach 2027 verschoben werden. Schuld sind Probleme in der Lieferkette, die sich vermutlich als Russland-Sanktionen ausbuchstabieren lassen. Genauer gesagt, sind es die hausgemachten Sanktionen auf Aluminium und Titan, die zu großen Teilen aus Russland bezogen wurden. Dazu kommen womöglich noch die gestiegenen Kosten für Energie, die allen Firmen in der Metallverarbeitungsbranche zusetzen. Die derzeit erkennbare Tendenz innerhalb der EU, obendrein auch noch bisher günstige Lieferungen aus China zu erschweren, dürfte die Probleme in Zukunft weiter verschärfen.
Dass Airbus die durch Probleme bei Boeing entstandene Lücke nicht zu füllen vermag, könnte letztlich sogar noch langfristigere Folgen haben, da mit Russland und China zwei mögliche Konkurrenten in den Startlöchern hocken.
Im Gegensatz zu Rheinmetall, das geradezu gewaltig von der Aufrüstung profitiert, bekommt Airbus auch hier wenig ab – Die Welt formulierte das so: "Die jüngst vom Bundeskanzler Olaf Scholz verkündete Bestellung von 20 Eurofighter-Kampfjets sind noch lange kein Umsatz." Mit einem Grundpreis von 130 Millionen Euro ist ein Eurofighter zwar fast doppelt so teuer wie die einfachste Version des Airbus A320 mit 75,9 Millionen Euro, aber selbst wenn die Auslieferung binnen eines Jahres stattfinden sollte – was eher unwahrscheinlich ist –, könnten besagte 20 Eurofighter gerade mal den Umsatzverlust beim Airbus A320 ausgleichen.
Infolge des Kursverlusts der Airbus-Aktie stürzten auch noch andere Aktienkurse ab, vor allem von Zulieferern wie MTU und Rolls-Royce, die die erforderlichen Triebwerke liefern könnten.
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