EU-Beamte führen derzeit Gespräche, um Lieferungen von russischem Erdgas über die Ukraine bestehen lassen zu können. Laut einem Bloomberg-Bericht vom Montag befinde sich der Prozess in der Frühphase, es seien noch mehrere Einzelheiten aufzuklären. Mit einer der potenziellen Lösungen möchte Brüssel Gas nicht von Russland, sondern von Aserbaidschan kaufen und es über die üblichen Leitungen auf dem Territorium der Ukraine beziehen. Aserbaidschan habe zwar seine eigene Pipeline in die EU, verfüge aber nicht über den Zugang zum ukrainischen Gasnetzwerk.
Falls es zu einer Einigung komme, könne der Transit als Tauschgeschäft abgewickelt werden, wobei Russland das aserbaidschanische Gas in die EU-Länder liefere und Aserbaidschan das russische Gas andernorts abtransportiere. Hierdurch wäre Brüssel in der Lage, das Gasembargo gegen Russland aufrechterhalten.
Trotz des militärischen Konflikts in der Ukraine halte das russische Gasunternehmen Gazprom den Transitvertrag mit dem ukrainischen Kunden Naftogas ein und liefere rund 15 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr nach Österreich und in die Slowakei.
Alexei Tschernyschow, der Direktor von Naftogas, erklärte gegenüber Bloomberg, er unternehme alles in seiner Macht Stehende, sodass die ukrainische Gasinfrastruktur weiterhin in Betrieb bleibe. Bei dem Gasnetzwerk handele es sich um einen großen Vermögensgegenstand, der Kunden brauche, um nicht Verluste einzufahren. Kiew wolle die Gewinne aus dem Gastransit behalten, die sich im Jahr 2021 auf bis zu einer Milliarde US-Dollar belaufen hätten. Tschernyschow habe aber die Verlängerung des Transitvertrags mit Russland, der bis Ende dieses Jahres auslaufe, ausgeschlossen.
Mit den Gesprächen vertraute Personen betonten gegenüber Bloomberg, dass eine Einigung wahrscheinlich bis Jahresende erreicht werden könnte. Die Lage auf dem Schlachtfeld in der Ukraine werde hierbei wohl von Bedeutung sein.
In dem Bloomberg-Bericht wurde betont, dass die Slowakei unter den Ländern sei, die von einem solchen Abkommen profitieren könnten. Ministerpräsident Robert Fico hatte bei einem Besuch in Aserbaidschan im vergangenen Monat erklärt, die Entscheidung hänge von den Gasunternehmen in Russland, Aserbaidschan und der Ukraine ab. Falls es zu einer Einigung komme, werde die Slowakei Gas aus dem Kaukasus-Land importieren.
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