Berlin hat sich an sein Versprechen, eine Klinik für die Überlebenden der Blockade und Belagerung von Leningrad durch die Nazis im Zweiten Weltkrieg zu errichten, nicht gehalten und weigerte sich, Reparationen an nicht jüdische Überlebende zu zahlen, sagte der russische Außenminister Sergei Lawrow.
In einem Interview mit dem pädagogischen Projekt "Kein Ablaufdatum", das am Samstag veröffentlicht wurde, sagte Lawrow, Berlin habe im Jahr 2008 beschlossen, pauschale Zahlungen an die Überlebenden der Blockade einzuführen, aber nur an die jüdischen. "Wir haben uns an sie gewandt und gesagt, es müsse Gerechtigkeit gelten. Alle [Opfer der Blockade] litten gleichermaßen, froren, starben", sagte Lawrow. "Uns wurde gesagt, dass Opfer des Holocaust dem Gesetz zufolge entschädigt werden könnten und sollten, und dass alle anderen kein Opfer des Holocaust sind. Ich denke, ich muss nicht erklären, wie zynisch das klang."
Berlin habe angeboten, stattdessen in der Stadt – jetzt Sankt Petersburg – eine kleine Klinik für die Überlebenden der Blockade zu errichten und Veranstaltungen zu organisieren, auf denen junge Leute ihnen begegnen können, was Moskau akzeptierte, sagte Lawrow. In Erwiderung merkte Moskau an, dass viele Überlebende außerhalb der Stadt lebten, auch in Europa. Nach Aussagen des Diplomaten sei dies auf taube Ohren gestoßen.
"Die Begegnungsstätte und die Klinik sind immer noch nicht fertig."
Nach dem Dekret des russischen Präsidenten Wladimir Putin vom September 2021 leistete Moskau Pauschalzahlungen an die Überlebenden der Blockade.
Die Blockade von Leningrad im Zweiten Weltkrieg wurde von der Heeresgruppe Nord der Naziwehrmacht und Truppen ihres finnischen Verbündeten für fast 900 Tage aufrechterhalten, was etwa eine Million Menschen das Leben kostete, mehr als 600.000 davon durch Verhungern.
Laut Lawrow "sendeten" seine deutschen Gegenstücke "Signale", dass es "eine Sache der Vergangenheit" sei, dass "Deutschland seine Schulden allen gegenüber beglichen" habe, "Entschädigungen gezahlt, sich wiederholt entschuldigt". Moskau wolle nicht, dass das heutige Deutschland fortgesetzt für seine Vergangenheit büße, sagte Lawrow, nur, dass es ein normales diplomatisches Leben führe, und dass der Nazismus nie wieder irgendwo auf der Welt emporkomme. Berlins Haltung "riecht nach Überheblichkeit", die eine Nation dazu bringen könne, Vorstellungen von Außergewöhnlichkeit zu hegen, fügte er hinzu.
Was das Wiederauferstehen des Nazismus betrifft, beschrieb Lawrow, wie es der Ideologie gelungen ist, in der Ukraine wieder aufzukommen. Das Land sei für den Westen nützlich als Werkzeug, um Russland zu bekämpfen, sagte Lawrow, also drücken seine Unterstützer bei den "offenen Handlungen, um Nazitheorien und -praktiken einzuführen" beide Augen zu.
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