Von Jelena Karajewa
In den letzten zwei Jahren hat sich die russische Wirtschaft ungefähr so gefühlt, wie Behemoth, die Katze im populären Roman Der Meister und Margarita, die fröhlich und heiter rief:
"Sie kommen, um uns zu verhaften!"
So wie Volands Truppe elegant den Gesetzeshütern entglitten ist, so hat Russland die siebzehn (fünfzehn? zwanzig?) tausend Beschränkungen, die ihm von den Gärtnern des "Gartens Eden" und der "strahlenden City upon a Hill" auferlegt wurden, problemlos und elegant gemeistert. Es gelang ihnen nicht, die russische Wirtschaft zu schrumpfen, geschweige denn ihre Entwicklung irgendwie zu bremsen. Darüber hinaus verließen die schnellen und gehorsamen westlichen Unternehmen unter dem Druck der Politiker Russland weinenden Auges. Schließlich sind es nicht die Politiker, die nun die Löcher in den Bilanzen stopfen und vor den Aktionären erblassen. Die Aktionäre kümmert sicherlich weder die Ukraine noch Wladimir Selenskij, noch "Freiheit, Fortschritt und Demokratie". Sie interessieren nur die Dividenden, und zwar schnell!
Heute soll in Brüssel ein neues Paket von "Beschränkungen gegenüber Russland" verabschiedet werden. Alles ist wie eine reine Wundertüte. Wenige Tage vor dem neuen, aber nach fünfzehn gleichen Veranstaltungen bereits Langeweile hervorrufenden Event, stellte sich heraus, dass die Beschlüsse von der vorherigen Veranstaltung (oder der davor), die "dem Kreml die Deviseneinnahmen entziehen" sollten, nicht funktionieren.
Nun, Diamanten sind kein Alltagsgegenstand, man kann sie anlegen und dann wieder in einer Schatulle verstecken. Doch was sagt Frau von der Leyen dazu, dass die Sanktionen nicht funktionieren?
Eine ihren atlantisch-globalistischen Kreisen nahestehende Agentur, die keineswegs "Kreml-Propaganda" betreibt, berichtet, dass sich die russischen Haushaltseinnahmen aus Ölexporten im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt haben.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg schloss sich den Meldungen von Reuters an und berichtete, dass laut ihren Informationen die wichtigsten Akteure des Diamantenhandels- und Diamantenschleifermarktes eine Lockerung oder gar Aufhebung der Sanktionen fordern. Nicht die Spitzenpolitiker der EU und der Europäischen Kommission (die dort allesamt seit langem lahme politische Enten sind), sondern diejenigen, die die Branche leiten, seien für die sinkende Gewinnspanne und die Löcher in den Buchhaltungsberichten verantwortlich.
Und die Tatsache, dass die Aufweichung der Sanktionen von den US-Amerikanern befürwortet wird, verleiht dem ganzen Geschehen einen besonderen Glanz.
Selbst wenn die US-Amerikaner die wesentlichen Inhaber der Ausschreibungen für praktisch die gesamte Diamantenindustrie sind, so teilten sie sich das Schleifen mit den Belgiern aus Antwerpen. Sie, die Diamantenschleifer aus Antwerpen, und die EU-Leute haben nun den Auftrag, in nächster Zeit alle Steine zu überprüfen, um sicherzugehen, dass sie nicht bärisch-russischer Herkunft sind.
Das derzeitige "Sanktionsregime" (Kenner der Semantik werden die Schönheit des Wortspiels zu schätzen wissen) beinhaltet eine Vielzahl von Beschränkungen. Bis hin zum Verbot für Transportunternehmen, im paneuropäischen Wirtschaftsraum tätig zu werden, wenn sich dort bis zu einem Viertel des russischen Kapitals befindet. Die Lkw-Fahrer, die schon jetzt weder mit ihren Arbeitsbedingungen noch mit ihrer Bezahlung allzu zufrieden sind, werden diesen Schritt zweifellos schätzen, wenn ihre Lkw in den Garagen stehen bleiben, bis geklärt ist, wie viel russisches Geld jedes Jahr in das eine oder andere Unternehmen geflossen ist, um es über Wasser zu halten.
Es war auch von einem Verbot der Übermittlung von Nachrichten der russischen Zentralbank die Rede (die Information dazu erschien zur gleichen Zeit wie die Nachricht, dass Frankreich seine Flüssiggasbezüge aus Russland erhöht). Offensichtlich werden die Nachrichten nun per Brieftaubenpost, oder per offener Mobilfunkverbindung verschickt. Eine solche Nachrichten könnte etwa so klingen:
"Hallo, ist dort die Neglinnaja-Straße? (Straße im zentralen Verwaltungsbezirk in Moskau) Könnten wir mehr Flüssiggas bekommen, denn es ist kalt, wir wollen essen und haben mit all den Sanktionen nichts zu tun!"
Aber jetzt mal im Ernst.
Wir können nicht einfach so tun, als wüssten wir nicht, dass die ersten Sanktionspakete nicht von der Europäischen Kommission und schon gar nicht vom Kollektiv Ursula von der Leyens entwickelt wurden. Die Restriktionen wurden von einer Arbeitsgruppe des US-Außenministeriums ausgearbeitet. Sie sollten "die russische Wirtschaft in Stücke reißen", sodass die Bevölkerung völlig verarmt und nur noch das Nötigste zu essen hat. Dann hätten die westlichen Demokratien, ganz in Weiß, den Sieg verkünden können.
So ist es auch passiert. Aber mit umgekehrten Vorzeichen. In den Vereinigten Staaten ist die Demontage so weit fortgeschritten, dass ein Bürgerkrieg in greifbare Nähe gerückt ist. Im "Garten Eden" des paneuropäischen Blocks hat das Abreiben mit einem feuchten Tuch die Dusche ersetzt, und die Inflation erreicht neue Höhen.
Russland aber fährt fort, schrittweise und beharrlich, sorgfältig und ruhig, seine Aufgaben zu lösen: in der Zone der militärischen Sonderoperation, in der Wirtschaft und auch im sozialen Bereich.
Im Grunde genommen ist es uns Russen egal, ob jemand Pakete und Modifikationen der Beschränkungen verabschieden möchte. In diesem Wettstreit ist der Name des Gewinners bereits bekannt. Wer plant, uns zu veräppeln, sollte sich darauf vorbereiten, einzustecken. Im Prinzip könnten wir auch großherzig sein und einem weiteren Sanktionspaket keinerlei Aufmerksamkeit mehr schenken. Sie brauchen es bloß, um gegenüber ihren Dienstherren Rechenschaft abzulegen. Und wir brauchen es, um uns zu vergewissern, dass wir den richtigen Weg gewählt haben.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 27. Mai 2024 bei RIA Nowosti erschienen.
Jelena Karajewa ist eine Kolumnistin bei RIA Nowosti.
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