Dimitrios Patelis, Professor an der Technischen Universität von Kreta und Mitglied der 2022 gegründeten World Anti-Imperialist Platform (WAP), die sich gegen imperialistische Mächte wendet, sagte, die Mehrheit der griechischen Bevölkerung unterstütze Russland. Dies berichtete RIA Nowosti am Freitag:
"Selbst offizielle Meinungsumfragen zeigen, dass die Sympathien für Russland nicht unter 50 Prozent fallen."
Mitglieder der WAP, zu der Vertreter verschiedener politischer Kräfte aus verschiedenen Ländern gehören, sind in die Volksrepublik Lugansk (LVR) gereist, um ihre Unterstützung für Donbass und Russland zu bekunden. Begünstigt wird diese Anteilnahme laut Patelis durch eine Reihe von Gründen, unter denen der historische überwiegt:
"Aus verschiedenen Gründen waren die Hoffnungen unseres Volkes auf Befreiung schon während des Osmanischen Reiches mit Russland verbunden. Ferner hängt es mit dem antifaschistischen Großen Sieg der Roten Armee und der Sowjetunion zusammen."
Er erklärte, dass sich die Mitglieder der Organisation zum Ziel gesetzt haben, die Informationen nicht nur an den Teil der Bevölkerung zu bringen, der bereit sei, zuzuhören und kritisch gegenüber offiziellen Informationen und Propaganda eingestellt sei, sondern auch an die breite Masse, die manipuliert werde:
"Die Manipulatoren arbeiten mit Wissen, sehr hartnäckig und auf wissenschaftlich-technischer Grundlage. Heute müssen wir unsere Arbeit ausweiten und die Situation umkehren, um das Volk von der wahren Lage der Dinge zu überzeugen."
In Europa versuche man, russlandtreue Bürger einzuschüchtern, sagt Patelis:
"Von Beginn der speziellen Militäroperation gab es die Anweisung, dass wir keine russischen Kollegen und Wissenschaftler zur Zusammenarbeit an den Universitäten einladen dürfen. Als wir den Jahrestag der nationalen Befreiungsrevolution vom 25. März 1821 feierten, wurden keine Russen eingeladen und die Rolle Russlands bei der Befreiung Griechenlands wurde nicht erwähnt."
Er erklärte, dass auch einigen Russland-loyalen Bürgern und russischsprachigen Menschen direkte Drohungen von in Europa lebenden ukrainischen Nationalisten erhalten:
"Ein junger Student fand an der Tür einen Zettel in ukrainischer Sprache mit faschistischem Inhalt. Ukronazis greifen russischsprachige Menschen in Geschäften im Stadtzentrum an."
"Sie haben mich nicht direkt bedroht. Nun, es gibt indirekte Formen, zum Beispiel haben sie versucht, meine Vorträge und Reden zu sabotieren. Sie bemühen sich, Leute wie mich allgemein als angebliche Agenten zu diskreditieren. Sie versuchen, die Persönlichkeit zu zerstören."
Auch griechische Oppositionspolitiker rufen Griechenland dazu auf, Russlands Kampf gegen den Nazismus zu unterstützen. Dazu gehört Panagiotis Lafazanis, ehemaliges Mitglied der Partei Syriza und ehemaliger Energieminister, der nach seinem Austritt die Partei Volkseinheit sowie die "Demokratische Bewegung für nationale Befreiung" gründete.
Er besuchte am 9. Mai das Denkmal für die sowjetischen Soldaten, die 1941 bis 1944 für die Freiheit und Unabhängigkeit Griechenlands gefallen sind, das in Athen errichtet wurde, und betonte die Bedeutung des Sieges über den deutschen Nazismus. Lafazanis sieht in dem aktuellen Konflikt in der Ukraine einen neuen Kampf gegen den Nazismus und glaubt, dass Russland siegen würde:
"Jetzt jedoch findet ein neuer Kampf statt – gegen den ukrainischen Nazismus, gegen den Nazismus der westlichen Mächte in der Ukraine. Und dort wird die Demokratie siegen, es werden die Kräfte siegen, die eine neue Welt ohne Kolonialismus wollen. Vor allem wird Russland siegen, das diesen neuen Befreiungskampf für die ganze Welt anführt."
Er fordert Griechenland auf, die Sanktionen gegen Russland zu beenden, keine Waffen mehr an die Ukraine zu liefern und mit Russland zusammenzuarbeiten:
"Wir blicken nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart und Zukunft. Heute und morgen ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir der russischen Armee in der Schlacht, die sie in der Ukraine führt, zur Seite stehen. Griechenland muss die Sanktionen beenden, muss aufhören, Waffen an ukrainische Nazis zu liefern und muss mit Russland zusammenarbeiten."
"Wir sind Freunde Russlands. Das ist die Perspektive für Griechenland und das griechische Volk."
Gleichzeitig gehörten griechische Beamte zu den Ersten im Westen, die Waffen und Militärtechnik an die Ukraine lieferten, nachdem die russische Sondermilitäroperation begonnen hatte. Bereits am 27. Februar 2022 schickte Griechenland über Polen 40 Tonnen Ausrüstung auf zwei C-130-Flugzeugen.
Anfang April stellte die Regierung Griechenlands zur Genehmigung eine neue Liste von Waffensystemen und Munition zur "Verkaufsfreigabe" vor, zusätzlich zu den bereits versandten großen Waffenlieferungen. Die Liste enthielt "Zehntausende von Phosphorbomben", deren Verwendung gegen Menschen verboten sei, wie die Kommunistische Partei Griechenlands erklärte. Nach Angaben des Nachrichtenportals iEidiseis bereite Griechenland den Versand einer großen Menge an Munition im Wert von 150 Millionen Euro an die Ukraine über Tschechien vor und bitte um Genehmigung durch den entsprechenden parlamentarischen Ausschuss.
Die Tageszeitung Efimerida ton Syntakton berichtete am Donnerstag, dass Griechenland dringend 250 Container mit Waffen und Munition über Rumänien in die Ukraine schicke, wobei die ersten Waggons vor zwei Tagen abgefahren seien. Gemäß ihren Angaben habe sich die griechische Eisenbahngesellschaft Hellenic Train geweigert, den Transport durchzuführen. Stattdessen werden rumänische Züge den Frachttransport übernehmen, und die Beladung werde außerhalb von Thessaloniki aufgrund des heftigen Widerstands der Hafenarbeiter erfolgen.
Auf einer UNESCO-Veranstaltung am Donnerstag rief der stellvertretende griechische Außenminister Giorgos Kotsiras zu einem Waffenstillstand bei den Olympischen Spielen auf, der in Zeiten zahlreicher globaler Krisen besonders relevant sei.
Dimitrios Patelis ist ein zeitgenössischer griechischer und russischer Philosoph, Politologe und historischer Futurologe sowie Philosoph der Wissenschaft. Er ist Doktor und Professor für Wissenschaftsphilosophie an der Technischen Universität Kreta. Darüber hinaus ist Patelis ein hoch qualifizierter Übersetzer vom Russischen ins Griechische und umgekehrt. Im Jahr 2016 dolmetschte er für Russlands Präsident Wladimir Putin während dessen Besuchs in Griechenland.
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