Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hat seine für diese Woche geplanten Auslandsreisen verschoben, wie sein Pressesprecher mitteilte. Diese Äußerung erfolgte vor dem Hintergrund der russischen Offensive in der Grenzregion Charkow.
Die Erklärung wurde am Mittwoch von Sergej Nikiforow abgegeben, der auf seiner Facebook-Seite schrieb, dass der ukrainische Staatschef "angewiesen hat, alle für die kommenden Tage geplanten internationalen Veranstaltungen mit seiner Beteiligung zu verschieben und neue Termine zu koordinieren". Er dankte den ausländischen Partnern Kiews für ihr Verständnis.
Selenskij wollte am Freitag nach Spanien reisen und dort mit König Felipe VI. zusammentreffen. Später sollte er Portugal besuchen, wo er mit Portugal ein weiteres bilaterales Abkommen über die Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich in Lissabon unterzeichnen wollte.
Nikiforow nannte zwar keine Gründe für die Verschiebung von Selenskijs Reisen, doch kommt der Schritt zu einem Zeitpunkt, da das russische Verteidigungsministerium erfolgreiche Vorstöße in der ukrainischen Region Charkow meldete. Am Mittwoch hieß es, Moskaus Truppen hätten weitere Dörfer – Glubokoje und Lukjanzy – nahe der ukrainisch-russischen Grenze eingenommen.
Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow räumte ein, dass sich Kiew in einer "äußerst schwierigen" Lage befinde, da seine Truppen Schwierigkeiten hätten, die Stellung zu halten, und sie den russischen Streitkräften unterlegen seien. Vor diesem Hintergrund forderte er die Unterstützer der Ukraine auf, die Munitionslieferungen zu erhöhen.
Ukrainische Beamte haben seit langem gewarnt, dass man nicht in der Lage sei, einen größeren russischen Angriff abzuwehren, und hatten sich zugleich über Verzögerungen bei westlichen Waffenlieferungen beklagt. Im April warnte der Chef des Kiewer Militärgeheimdienstes Kirill Budanow, dass die Ukraine Mitte Mai und Anfang Juni vor ernsthaften Schwierigkeiten stehen werde.
Stellungen in der Region Charkow wurde von den ukrainischen Streitkräften häufig für Artillerie- und Drohnenangriffe auf russische Grenzgebiete nahe Belgorod genutzt, von denen viele auf Wohnhäuser abzielten und demzufolge Dutzende von zivilen Opfern forderten. Im März deutete der russische Präsident Putin an, dass Moskau "irgendwann" gezwungen sein könnte, "einen gewissen Cordon sanitaire" in den von Kiew kontrollierten Gebieten zu errichten, um weitere Angriffe zu verhindern.
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