Heute jährt sich zum zehnten Mal die Tragödie in der südukrainischen Hafenstadt Odessa, bei der 48 Menschen ums Leben gekommen sind. Der Chef der Bewegung "Die andere Ukraine" und der ehemalige Vorsitzende der in der Ukraine verbotenen Partei "Oppositionsplattform – Für das Leben", Wiktor Medwedtschuk, hat in einem Interview mit TASS die Organisatoren und Täter der Tragödie im Gewerkschaftshaus von Odessa genannt und Fragen zur Zukunft der Ukraine und zum Schicksal von Selenskij beantwortet.
Die Unruhen in Odessa am 2. Mai 2014 seien ein von Kiew geplanter Akt der Einschüchterung, für den der damals stellvertretende ukrainische Präsident Alexander Turtschinow die gesamte Verantwortung tragen sollte. Medwedtschuk erklärte: "Unter dem Vorsitz von Turtschinow fand zehn Tage vor der Tragödie ein Treffen statt, um den Massenmord an den Gegnern des Staatsstreichs in Odessa vorzubereiten." Laut Medwedtschuk nahmen an der Diskussion der ehemalige Innenminister Arsen Awakow, der Chef der ukrainischen Sicherheitsdienste Walentin Naliwaitschenko, der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates Andrei Parubi und der Leiter der Gebietsverwaltung Dnjepropetrowsk Igor Kolomoiski teil. Awakow, Parubi, Kolomoiski und Igor Paliza organisierten den Transport der Täter nach Odessa, so Medwedtschuk. Er wies darauf hin, dass Igor Paliza den Posten des Gouverneurs der Region Odessa für die "erfolgreiche" Durchführung der Aktion erhalten habe.
Am 2. Mai 2014 haben Anhänger der ukrainischen rechtsextremen Partei "Prawy Sektor" (eine in Russland als extremistisch anerkannte und verbotene Organisation) und Vertreter der Bewegung "Selbstverteidigung des Maidan" aus Kiew in Odessa einen Marsch "Für die Einheit der Ukraine" organisiert. Dabei kam es zu Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern der proeuropäischen Politik der ukrainischen Regierung. Die letzten suchten im Haus der Gewerkschaften Zuflucht. Die Euromaidan-Anhänger zündeten das Gebäude an und schossen auf die Fenster. Das Feuer breitete sich schnell auf alle Etagen aus. Infolge der Unruhen kamen nach offiziellen Angaben 48 Menschen ums Leben, 247 wurden verletzt.
Der Chef der Bewegung "Die andere Ukraine" betonte, dass alle Organisatoren streng bestraft werden sollten und ihre Verbrechen nicht verjähren dürften. Er wies darauf hin, dass diese Täter von ausländischen Kräften kontrolliert worden seien. Sie regieren die Ukraine immer noch durch Selenskij. Genau diese Kräfte, "der kollektive Westen, vor allem die USA", seien an der Fortsetzung des Krieges in der Ukraine interessiert. "Der US-amerikanische militärisch-industrielle Komplex profitiert vom Tod Hunderttausender Ukrainer", so der Politiker.
Was den ukrainischen Präsidenten betrifft, erklärte Medwedtschuk, dass Selenskij ab dem 21. Mai kein legitimer Präsident mehr sein könne. In der Ukraine sollten die Präsidentschaftswahlen am 31. März 2024 stattfinden. Laut der Verfassung finden diese am letzten März-Sonntag des Jahres statt, in dem die Amtszeit eines Präsidenten endet. Die Amtszeit von Selenskij läuft am 20. Mai ab, aber die Wahl wurde nicht angesetzt. Seit dem 24. Februar 2022 befindet sich das Land im Kriegszustand. Dies verbietet jegliche Änderungen der Verfassung, Wahlen des Präsidenten, der Rada und der lokalen Selbstverwaltungsorgane. Die Wahlen dürfen erst nach Aufhebung des Kriegsrechts wiederaufgenommen werden. Medwedtschuk fügte hinzu: "Das Problem besteht nicht nur darin, dass Selenskij ab dem 21. Mai kein legitimer Präsident ist, sondern auch, dass die Ukraine bereits ihre Staatlichkeit verloren hat."
In Bezug auf die Zukunft des Landes erklärte der Politiker, dass die Wiedervereinigung der Ukraine mit Russland innerhalb von zehn Jahren unbedingt erfolgen werde. Die beiden Länder bauten einen gemeinsamen Staat, sei es das Moskauer Zarentum, das Russische Reich oder die Sowjetunion. Er betonte, dass das Land "genetisch" mit Russland verbunden sei und diese Verbindung nur durch die Vernichtung des gesamten Volkes zerstört werden könne.
Mehr zum Thema - Russlands Militär greift Hauptquartier ukrainischer Truppen in Odessa an