Laut einem Bericht der Zeitung Financial Times (FT) hat die österreichische Raiffeisen Bank International AG zahlreiche Jobanzeigen für die Niederlassung in Russland aufgegeben. Seit Dezember 2024 habe das Finanzunternehmen mehr als 2.400 Stellenausschreibungen veröffentlicht. In fast 1.500 dieser Anzeigen werde nach Mitarbeitern in den Bereichen Verkaufsleitung und Kundenbetreuung gesucht. Einige Anzeigen forderten von potenziellen Bewerbern "einen Ausbau der aktiven Kundenbasis um ein Mehrfaches und ein ständiges zweistelliges Ertragswachstum" sowie "das Anlocken von Kunden".
Die Stellenanzeigen stünden offenbar in Widerspruch zu den wiederholten Erklärungen von Raiffeisen, es werde sein Geschäft in Russland verkleinern und verkaufen, heißt es in dem FT-Bericht weiter. Zwei Jahre nach der Eskalation der Ukraine-Krise im Februar 2022 gelte jedoch die österreichische Bank als größte Finanzinstitution eines westlichen Landes in Russland. Deshalb werde Raiffeisen von Beamten des US-Finanzministeriums geprüft und von der Europäischen Zentralbank (EZB) unter Druck gesetzt, sich aus Russland zurückzuziehen.
Auf eine Anfrage der FT habe Raiffeisen bekanntgegeben, dass der Vorstandsvorsitzende Johann Strobl eine Untersuchung eingeleitet habe. Laut einem Dokument, das der Vorstand der russischen Tochtergesellschaft verfasst habe, seien die Anzeigen unter Verwendung von Standardinformationen über die Bank und ihre Ambitionen in Russland veröffentlicht worden, die fälschlicherweise seit Beginn des Ukraine-Krieges nicht mehr aktualisiert worden seien. Die Anzeigen repräsentierten daher weder die aktuelle noch die zukünftige Politik von Raiffeisen. Aus einer Erklärung der Bank geht hervor:
"Der Abbau des russischen Geschäfts wird 2024 fortgesetzt. Raiffeisen arbeitet weiterhin an einer möglichen Transaktion, einem Verkauf oder einer Abspaltung, die zu einer Dekonsolidierung der Raiffeisenbank Russia aus dem Konzern führen würde."
Im März 2023 hatte die EZB von Raiffeisen gefordert, die Geschäftsaktivitäten in Russland aufzugeben. Strobl betonte, dass das Finanzhaus vorrangig den Verkauf des Geschäfts in Betracht ziehe.
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