Wadim Gutzeit, der Präsident des ukrainischen Nationalen Olympischen Komitees (NOK), hat im Rahmen eines Fernsehinterviews über das künftige Verhaltensprotokoll für ukrainische Athleten bei den Olympischen Spielen in Paris informiert, das derzeit gerade ausgearbeitet wird. Unter anderem wird darin empfohlen, Athleten aus Russland nicht zu begrüßen, mit ihnen nicht für Fotos zu posieren, keine gemeinsamen Interviews zu geben und mit ihnen auch nicht die Hände zu schütteln.
Die Empfehlungen müssten noch abgestimmt werden. Gutzeit erklärte, dass Kiew diese Fragen auch mit internationalen Sportverbänden diskutiere, damit ukrainische Sportler später keine Probleme bekämen. Als Beispiel nannte er den Fall der ukrainischen Säbelfechterin Olga Charlan. Sie wurde bei den Weltmeisterschaften im Juli 2023 disqualifiziert, nachdem sie der Russin Anna Smirnowa den Handschlag verweigert und stattdessen den Säbel hingehalten hatte. Die Verweigerung des Handschlags gilt als Verstoß gegen das Regelwerk des Internationalen Fechtverbandes und zieht eine mehrmonatige Wettkampfsperre nach sich. Das Exekutivkomitee des Fechtverbandes entschied allerdings wenig später, die bereits regulär verhängte Sperre wieder aufzuheben.
Dmitri Swischtschjow sagte als Vorsitzender des Sportausschusses der Staatsduma, er habe aufrichtiges Mitleid mit den ukrainischen Sportlern, die Angst haben werden, etwas "falsch" zu machen, anstatt sich um ihre sportlichen Leistungen zu sorgen.
Swetlana Schurowa, eine ehemalige Sportlerin und ebenfalls Abgeordnete der Staatsduma, meinte, das IOC werde vermutlich das von Kiew vorgelegte Verhaltensprotokoll akzeptieren:
"Sie werden erkennen, dass es für sie einfacher ist, das zu tun, weil die Ukrainer es sowieso tun werden, sonst gibt es einen Skandal, eine schlechte Kulisse und schlechte Medienberichte."
Die Olympischen Spiele in Paris finden vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 statt. Russische und weißrussische Sportler dürfen nur als sogenannte neutrale Athleten teilnehmen, sofern sie ansonsten nicht mit den russischen Streitkräften in Verbindung stehen, nicht den russischen Krieg in der Ukraine unterstützen und auch keine Mannschaftssportarten vertreten.
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