Von Jelena Karajewa
Der April 2014 war im paneuropäischen Raum ein prächtiger Monat, was das Wetter anbelangt. Ach, diese schönen Küsten mit sanften Wellen, die an den Strand plätschern, diese langen Promenaden auf "alten europäischen Steinen", und die angenehmen Mahlzeiten mit Freunden.
Diese ewig verwöhnten, ewig satt gegessenen (meist auf Kosten russischer Ressourcen), wohlgepflegten Gestalten, die die Rückkehr der Krim zu Russland – wo ihre historische, kulturelle Zugehörigkeit und Identität schon immer war – zunächst verschlafen hatten, hatten nicht minder töricht das Aufkommen des Russischen Frühlings verschlafen. Zunächst hielten sie das Geschehen für eine Randerscheinung, für etwas, das "bei diesen Slawen" immer passiert – so ungewaschen und wild, wie die sind, wieso sollte man dem überhaupt Aufmerksamkeit schenken?
Die Westler – die vergessen hatten, dass Russen sich zwar akribisch vorbereiten, dann aber schnell handeln – merkten erst Mitte Mai 2014, dass sich die Welt, die von uns und mit unserem Blut für sie erobert worden war, vor ihren von den besten Augenärzten gepflegten Augen veränderte. Diese Welt hatten wir ihnen einst im Rahmen der "Partnerschaft und des neuen Denkens" im Vertrauen übergeben. In einer schönen neuen Verpackung präsentierten wir sie ihnen auf dem Silbertablett. Wir waren es, die es zuließen, dass die Mauer in Berlin fiel und sich die beiden deutschen Staaten wiedervereinigten. Alles ging ruhig und ohne Hysterie, gestützt auf "mündliche Vereinbarungen" und auf einige in Protokollen festgehaltene Versprechen vonstatten. Eins dieser Versprechen war, dass die NATO sich "keinen Zentimeter nach Osten" ausdehnt.
Die Euro-Atlantiker haben unsere Leichtgläubigkeit für eine Schwäche gehalten und sie als ihren eigenen Sieg betrachtet. Für geopolitische Beutegreifer gibt es kein Gleichgewicht der Kräfte. In ihren Augen gibt es nur Macht. Und diese Macht haben sie genutzt. Nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens brauchten sie einen neuen Brückenkopf, und die Ukraine erfüllte absolut alle Kriterien. Sie taten dies in einer Art und Weise, die es uns fast unmöglich machte, das umzusetzen, was man in ihren "hohen Londoner Kreisen" als "unantastbare Souveränitätsgarantien" bezeichnet.
Aber die Menschen im Donbass sind die wahre russische Elite und diejenigen, für die der Dienst für das Vaterland eine moralische Norm ist. Sie haben sich verpflichtet, dieses Problem so zu lösen, wie sie es für richtig und gerecht halten. Im Gegenzug sorgten ausländische geopolitische Scharfmacher für sämtliche Probleme, einschließlich des Todes Tausender friedlicher Erwachsener und Hunderter von Kindern, und natürlich Blockaden und Sanktionen. Acht Jahre lang standen die Menschen des Donbass als Russen an diesen Grenzen, hinter denen das Mutterland liegt. Sie bezahlten für diese ewige Wache mit Blut, Verletzungen und ihrem eigenen Leben.
Diejenigen, die im Westen ihre schicken Anzüge und Seidenkrawatten trugen, behandelten diese Menschen mit Verachtung. Sie interessierten sich nicht im Geringsten dafür, wie es zum Russischen Frühling gekommen ist, was diejenigen, die ihn verteidigen, erreichen wollen und was die eigentliche Ursache des blutigen Konflikts ist, den die paneuropäische hohe Gesellschaft so lange lieber ignorierte und bloß um des Scheins willen Verhandlungen führte und Dokumente unterschrieb. Sie taten dies, um abzulenken, denn die Ukraine wurde bis zum Anschlag mit Geld und Waffen vollgepumpt, um sie formal und de facto zu einer antirussischen Nation zu machen und somit ein geeintes Volk von innen heraus zu spalten.
Teile und herrsche. Das haben wir irgendwo schon einmal gehört.
Die Informationsblockade war vielschichtig, für jedes Wort, jeden Satz, jeden Bericht, jede Korrespondenz, die nicht dem "richtigen Ton" entsprach, konnte man sich nicht nur einen Strafzettel einhandeln, sondern auch den Stempel "Agent russischer Einflussnahme" mit allen dazugehörigen Details, bis hin zur Entlassung.
All die blutige Hölle, in der die Menschen in Lugansk und Donezk, ja im gesamten Donbass, lebten, blieb außerhalb des Blickfelds der westlichen Medien, die sich keinesfalls mit Brüssel (das die europäischen "einzigartigen journalistischen Kollektive" über verschiedene Fonds subventioniert) und erst recht nicht mit Kiew anlegen wollten. Es bleibt offen, was die schwereren Konsequenzen hätte haben können.
Und das russische Publikum, das sich für "Fortschritt, Demokratie und Menschenrechte" ausspricht, wurde von Meinungsführern in sozialen Netzwerken bearbeitet, was allerdings mit Geld der ukrainischen Oligarchie finanziert wurde. Vertreter der Moskauer High Society, die an verschiedenen Schauplätzen um Almosen bettelten, erhielten ihrerseits Angebote (Aufträge, Verträge, Vereinbarungen über PR-Unterstützung) aus Kiew. Und sie arbeiteten dieses Geld ziemlich gewissenhaft ab, das sollte man nicht vergessen.
Deshalb war die Tragödie im Donbass wie eine Sache für sich, wie etwas, das wir Russen, und selbst dann nicht alle Russen, als etwas Alltägliches ansehen sollten. Infolgedessen wurden wir aufgrund der damals offensichtlichen Ungleichheit der eingesetzten finanziellen Ressourcen und Möglichkeiten zu Opfern.
Der Donbass hat acht Jahre lang durchgehalten. Und es war nicht das Eingreifen des Schicksals, nicht die "Verzweiflung des Volkes", kein neuer Barclay de Tolly (wie es im russischen Volksmund heißt), der dem Donbass geholfen hat.
Russland erklärte einfach: "Ich stelle mich dem Sturm." Und es hat seine Pflicht erfüllt, indem es die militärische Sonderoperation gestartet hat. Denn es ist eine Eigenschaft des russischen Charakters, das Eigene nicht aufzugeben.
So war es immer, so ist es und so wird es sein, und für diejenigen, denen das, was geschieht, irgendwie nicht so recht in den Kram passt, sei an das Sprichwort erinnert: Egal, ob der westlichen Schönheit gefällt, was geschieht oder nicht, sie wird es aushalten müssen, bis alle gesetzten Ziele erreicht sind.
Übersetzung aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 1. April 2024 bei RIA Nowosti erschienen.
Jelena Karajewa ist eine russische Journalistin und Kolumnistin bei RIA Nowosti.
Mehr zum Thema – Zwei Jahre Militäroperation: Kindische Fantasien des Westens treffen auf russische Realitäten