Der spanische Nationale Gerichtshof hat Internetprovider angewiesen, die Nutzung des Instant-Messenger-Dienstes Telegram auszusetzen, bis eine Untersuchung über angebliche Urheberrechtsverletzungen abgeschlossen ist. Die Entscheidung fiel, nachdem die vier führenden spanischen Medienunternehmen – Mediaset, Atresmedia, Movistar und Egeda – eine Klage eingereicht hatten, in der sie behaupteten, dass die Plattform den Nutzern erlaube, ihre Inhalte ohne Erlaubnis zu verbreiten.
Lokalen Medien zufolge forderte der Richter Santiago Pedraz im Rahmen der Untersuchung bestimmte Informationen von der Telegram-Leitung an. Nachdem dieser Aufforderung nicht nachgekommen wurde, ordnete der Richter an, den Zugang zu der App ab Montag zu sperren. Santiago Pedraz bezeichnete die Maßnahme als "vorsorglich" und begründete sie mit der mangelnden Kooperationsbereitschaft von Telegram. Es wird erwartet, dass die Sperrung während der gesamten Ermittlungen andauern wird.
Die Entscheidung stieß bereits auf breite Kritik. Die Verbraucherschutzorganisation FACUA bezeichnete sie als "absolut unverhältnismäßig" und betonte, die Sperrung des beliebten Dienstes werde "enormen Schaden" anrichten. FACUA-Generalsekretär Ruben Sanchez wörtlich:
"Das wäre so, als würde man das Internet abschalten, weil es Webseiten gibt, die illegal urheberrechtlich geschützte Inhalte hosten, oder das gesamte Fernsehsignal kappen, weil es Kanäle gibt, die Piraterie betreiben."
Fernando Suarez, der Präsident des Allgemeinen Rates der Berufsverbände der Computertechnik in Spanien, äußerte sich ähnlich und verglich die Sperrung von Telegram mit der "vollständigen Sperrung einer Provinz in unserem Land, weil es in diesem Gebiet einen Fall von Drogenhandel oder Diebstahl gab".
Laut einer von der unabhängigen Wettbewerbsbehörde CNMC durchgeführten Umfrage nutzen fast 19 Prozent der Spanier Telegram. Demnach ist Telegram der viertbeliebteste Messenger-Dienst in Spanien.
Telegram ist ein cloudbasierter Dienst, der es den Nutzern ermöglicht, Textnachrichten auszutauschen, Mediendateien zu teilen und Sprachanrufe sowie öffentliche Livestreams durchzuführen. Die Plattform wurde 2013 von dem in Russland geborenen Unternehmer Pawel Durow gegründet. Weltweit hatte Telegram im Jahr 2023 mehr als 700 Millionen monatlich aktive Nutzer.
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