Am 11. März veröffentlichte das britische Regierungsunternehmen Defence Science and Technology Laboratory (DSTL) (Verteidigungs-Wissenschaft- und -Technologie-Labor) ein kurzes Video über Tests mit neu entwickelten Laserwaffen. Das LDEW-System (Laser-Directed Energy Weapon; Waffe mit gerichteter Laser-Energie) sei bei verschiedenen Versuchen gegen Luft- und Seeziele in unterschiedlichen Entfernungen, Höhen und Geschwindigkeiten getestet worden. Mitarbeiter des DSTL bestätigten, dass bei den Tests unter anderem eine Zielkörper-Drohne Meggitt BTT3 Banshee für Luftziel-Übungen beschossen wurde, heißt es in der Beschreibung des Videomaterials auf dem YouTube-Kanal Naval News der britischen Royal Navy.
Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums hätten die Tests im vierten Quartal 2023 auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums auf den Hebriden stattgefunden. Dabei habe man die Fähigkeit von DragonFire zur Verfolgung bewegter Luftziele erfolgreich nachgewiesen.
In die Laserwaffe DragonFire investierte das britische Verteidigungsministerium spätestens seit dem Jahr 2017 (als erste Bekanntmachungen dazu erschienen) zusammen mit der Industrie (MBDA UK, Leonardo UK, QinetiQ) über 100 Millionen Pfund. Laut Naval News diene dieses Projekt dazu, "eine glaubwürdige souveräne Fähigkeit zur Erfüllung der Verteidigungsbedürfnisse Großbritanniens zu schaffen". Auf der Grundlage erfolgreicher Versuche habe das vom britischen Verteidigungsministerium geleitete Industrie-Konsortium mit der technischen Entwicklung begonnen, um "produktionsreife" LDEW-Systemvarianten zu entwickeln, berichtete Naval News auf seinem Nachrichtenportal am Montag.
Vorgesehen seien sowohl maritime als auch landgestützte Anwendungen. Für die Marine sollen LDEW-Waffen einen mittleren Nutzen gegen schnelle Küstenangriffsboote (FIAC), unbemannte Flugsysteme (UAS) und Sensoren für Aufklärung und Überwachung (ISR) bieten. Dazu erklärte das DSTL:
"Das DragonFire LDEW-System hat sich in der Erprobung bewährt und hat das Potenzial, die Verteidigungsfähigkeit des Vereinigten Königreichs zu verändern."
Derzeit warte die Industrie noch auf die Vorlage von detaillierten LDEW-Anforderungen und Beschaffungsplänen. Aber die britische Royal Navy habe bereits ihren Bedarf an Laserwaffen der 150-kW-Klasse geäußert. Diese Waffe solle demnach ab Anfang der 2030er Jahre in Fregatten des Typs 26 integriert werden.
Die Strahlführung für DragonFire wurde vom britischen Rüstungskonzern Leonardo gebaut. Bei dieser Systemkomponente handele es sich um die schwierigste Herausforderung der Laserwaffen-Entwicklung. Das Fachmagazin Navy Lookout beschreibt die Funktionsweise der Strahlführung so: "Um die Wärmeenergie auf das Ziel zu fokussieren, muss der Strahl über Entfernungen von bis zu mehreren Kilometern präzise auf eine sehr kleine Fläche von der Größe einer Ein-Pfund-Münze ausgerichtet bleiben. Dieser Fokus muss beibehalten werden, während sich sowohl das Ziel als auch die Quelle bewegen können."
Dem Fachmagazin zufolge hätten Waffen mit gerichteter Energiestrahlung einige Vorteile gegenüber konventionellen Waffensystemen mit Geschoss-Projektilen. Da sie nicht so schnell verbraucht würden wie Munitionsvorräte, entfalle im Einsatz eine komplizierte Nachschub-Logistik. Außerdem koste ein "Schuss" mit einer Laserwaffe nur einige Dutzend an Dollar, während Geschützmunition oder Raketen teils Millionen von Dollar kosten. Wichtig sei auch, dass LDEW sehr flexibel auf schnelle, bewegliche Ziele reagieren könnten. Und schließlich könne man mit Laserwaffen sehr genaue Bereiche der Zerstörung auswählen, wobei die Umgebung intakt bliebe. Dazu heißt es bei Navy Lookout:
"Der LDEW kann sehr präzise auf einen bestimmten Teil des Ziels gerichtet werden, so dass Kollateralschäden und Opfer vermieden werden."
Die Leistung des Lasers ließe sich in unterschiedlicher Stärke einstellen. Man könne zum Beispiel elektrooptische Sensoren (von Drohnen) stören. Auch könne man mindestens vorübergehend Piloten und Flugpersonal "erblinden" lassen. Man könne aber auch die vollständige Zerstörung von Zielen erreichen. Das britische Verteidigungsministerium erklärte bisher nicht, gegen welche Arten von Zielen die Laser-Waffe DragonFire insgesamt bisher getestet wurde.
Mehr zum Thema - Feuersbrunst auf Hawaii: Spekulationen um Einsatz zielgerichteter Energiewaffen